Tour | 244 | 3905 m | Ortler, Hintergrat | Ortler-Gruppe | Hochtour | S | 13.07.05 |
Allein am Hintergrat | www.sirdar.de |
Ausgangspunkt: |
Sulden (1844 m) |
Anfahrt von München: |
München - Fernpass - Landeck - Reschenpass - Richtung Stilfser Joch fahren - links nach Sulden. Parkplatz bei der Kirche St. Gertraud, bzw. Talstadion Langensteinlift. |
Stützpunkt: |
Hintergrathütte (2661 m) |
Zustieg: |
Von der Kirche den Weg Nr. 3 zur K2-Hütte folgen. Und weiter nach links über das für den Winterbetrieb planierte Schotterfeld um einen Moränenkamm herum und dann nach Süden queren, bis man plötzlich abrupt vor der Hintergrathütte steht. 3h vom Tal. |
Route: |
Ortler, Hintergrat (AD, III A0 bzw. IV-, 40° im Eis) |
Abstieg: |
Der Normalweg von der Payerhütte hat den Vorteil, dass man über das Ortlerplatt vom Gipfel sehr schnell bis auf 3300m
runter kommt, er ist deswegen meiner Meinung einem Abstieg über den Hintergrat unbedingt vorzuziehen. Insgesamt
ist er dank Versicherungen auch deutlich leichter. |
Charakter: |
Der Hintergrat ist im Normalfall sehr überlaufen, man muss also Wartezeiten einkalkulieren. Überholen ist im schwierigen Teil nicht mehr möglich. Bei viel Betrieb herrscht auch große Steinschlaggefahr. Man sollte den Grat selber absichern können, d.h. Bandschlingen und Klemmkeile gehören ins Gepäck. Eine IV- sollte man mit Steigeisen klettern können, bevor man sich an diese Tour wagt. |
Karte: |
Tabacco Nr. 8 "Ortlergebiet", 1:25000 |
Führer: |
E. Schmitt, W. Pusch "Hochtouren Ostalpen", Rother Selection, 1. Auflage 2004 |
Link: |
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Bergspezln: |
Betty |
Ja gibts denn sowas! Wir wollen den Hintergrat machen und sind die einzigen auf der Hütte! Könnte das daran liegen, dass wir mitten
unter der Woche an einem Mittwoch die Tour machen wollen? Wahrscheinlich. Oder daran, dass seit einer Woche ein Wettersturz den
Alpen Schneefall bis unter 3000m beschert hat und nun endlich Wetterbesserung in Sicht ist? Sehr wahrscheinlich. Sei es wie es sei, die Hintergrathütte wurde gerade renoviert und so ermahnte uns die Hüttenwirtin auch gleich, ja nicht die neuen Betten zu beschädigen. Wir doch nicht. Wir sind anständige Bergsteiger. Frühmorgens um 4 Uhr zogen wir also los. Ein paar Wolken zogen noch rum, ansonsten war der Sonnenaufgang mit schön beleuchteter Königsspitze-Nordwand ein Erlebnis! Die Tour geht gemächlich los, einen Schutthang hoch, so gewinnt man schnell Höhenmeter. Die einzigen am Hintergrat, die ersten nach einem Wettersturz bedeutet auch, spuren! Die ersten Felsaufschwünge waren auch trotz Schneeauflage noch gut zu begehen. Bald standen wir am Signalkopf, hier beginnen die Schwierigkeiten. Zunächst abseilen, dann über ein in unserem Falle tief verschneites Band queren und schon steht man vor der Schlüsselstelle. Von der hat man ja nun schon einiges gehört und so stellte ich mir darunter eine grausige überhängende Mörderwand vor. Die Realität sieht dann zum Glück realistisch machbar aus. Ein 3m Riss, bestens mit Haken bestückt, aber schmierig glatt. Da greift man doch beherzt in die Drahtschlinge am Ausstieg, um sich hochzuschwingen. Der Grat wird nun schmal und bald wartet ein weiterer Firnhang. Spuren, ächz! Die nächste IV- läßt sich auch mit Steigeisen gut klettern und drüber steht man eigentlich direkt unterm Gipfelkreuz, aber die paar Restmeter ziehen sich noch. Ringsum zogen die Wolken um uns rum, so dass wir von der Umgebung nicht allzu viel sahen. Laut Gipfelbuch waren nur noch zwei Seilschaften von der Payerhütte heute zum Gipfel aufgestiegen. Über deren perfekt angelegte Spur waren wir auch ziemlich froh. Wir hätten sicherlich auf dem Ortlerplatt im Nebel sonst unsere Probleme bekommen. Als sich die Wolken hoben, staunten wir nicht schlecht, ob der riesen Seracs und Löcher um uns rum. Nach dem Biwak und dem Bärenloch hat man den Gletscher aber hinter sich und einen Felsgrat vor sich. Auch über den liest man eigentlich nur wenig erbauliches. Ich fand ihn eigentlich super zu begehen, er war bei uns aber auch vollkommen aper. Die Einblicke in die Nordwand sind respekteinflössend. Sieht lang aus, das Ding! Auf der Payerhütte sonnten wir uns im Glanze der vollbrachten Leistung und die würdigenden Worte von Hüttenwirtin und Bergführer taten natürlich ganz besonders gut! Aber das Malheur kommt meist unerwartet, dank "Brückensperre" wegen Bauarbeiten am weiteren Abstieg wichen wir auf den brüchigen Felskamm aus. Beim Abklettern vom selbigen, ging es ab mit mir und den Gebrösel. Aber nicht weit und bis auf zerschürfte Hände ging auch die Sache gut aus. |
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