Tour 502 3638 Doldenhorn, Galletgrat Berner Alpen Hochtour AD 06.07.13    

Eleganter Firngrat über Kandersteg www.sirdar.de

Fakten
Hüttenzustieg:Zur Fründenhütte von Kandersteg 3.5h, 1000Hm (ohne Seilbahn 4.5h, 1400Hm)
Galletgrat:1100Hm, Eis/Firn bis 45°, Fels bis 3, viele Fixseile und Ketten, 5-6h
Abstieg:Über Normalweg (Gletscher) zur Doldenhornhütte, 3.5h; ins Tal weitere 1.5h.

Ausgangspunkt:
Kandersteg, Talstation Seilbahn zum Oeschinensee (1200m)

Anfahrt von München:
München - Zürich - Bern - Kandersteg. Seilbahn zum Oeschinensee. 5h.

Stützpunkt:
Fründenhütte (2562m)
Ca. 40 Plätze.

Hüttenzustieg:
Entweder mit der Seilbahn zum Oeschinensee oder zu Fuß dorthin. Danach dem markierten Steig zur Hütte folgen. Ab dem See geht es steil über Platten und schließlich ein Kar zur Hütte. Oben ist der Weg versichert.

Route:
Doldenhorn, Galletgrat, 3, 45° (AD)
(J.Gallet, J.Kalbermatten, A.Müller, 19.07.1899)
Von der Hütte steigt man kurz auf den Fründengletscher ab und quert ihn in westlicher Richtung bis zur Felsflanke. Ungefähr auf gleicher Höhe wie die Hütte zieht eine Rampe zum Grat empor. Der Steig ist gelb markiert und oben mit Drahtseilen gesichert. Man erreicht den Galletgrat bei einem großen Steinmann, welcher von der Hütte klar auszumachen ist.
Nun zunächst flach zum ersten Felsaufschwung. Je nach Schneelage kann dieser komplett im Firn oder Geröll überwunden werden. Nun den steiler werdenden Firnhang zum zweiten Aufschwung. Dieser wird komplett rechts umgangen (kleinerer Bergschrund). Nun im steilen Eis / Firn zum Gratausläufer unter dem markanten großen Felsturm. Über den Grat (Sicherungsstangen) und wieder Firn zum Fuß des Felsturms. Entlang von Ketten und Tauen nach oben. Es folgt ein kurzer Schneehang. Nun steht man vor der letzten abschließenden Steilwand zum großen Felsturm. Man könnte rechts durch ein Firncouloir diesen umgehen (früher auch von ganz unten möglich), jedoch dürfte dieses nur noch selten sicher begehbar sein.
Daher links an den Grat und wieder über Taue und Ketten nach oben, bis man schließlich kurz vor dem höchsten Punkt des Turms auf ein Band über das Firncouloir wechselt und über das Band zu einer Scharte gelangt.
Nun beginnt der Firngrat. Man folgt diesem im wesentlichen an der Kante mit Sicherheitsabstand zu den Wächten. Passagen sind bis zu 45° steil. Auf halber Strecke kommen nochmal ungünstig zu kletternde Felsen zum Vorschein (Stangen, Bohrhaken). Nun den abschließenden Firngrat bis zur Gipfelwand. Diese wird über eine Leiter und weitere Taue erklommen, kurz darauf steht man am höchsten Punkt.

Abstieg Normalweg (PD):
Über einen Firngrat geht es in Richtung Kleindoldenhorn. Im Sattel unter diesen über einen steilen Gletscherhang (40°, Spalten) hinab zu einen markanten Felsgrat mit vielen abenteuerlichen Felstürmen ("Bim spitze Stei"). Der erste Felssporn ist mit einem Kreuz geschmückt. Man steigt zu diesem hoch und folgt den Markierungen zwischen den Türmen mit viel Geröll und Schneefeldern hinab. Unterhalb des letzten Turms geht es über noch mehr Geröll links hinab in den einstigen Gletscherboden. Man sieht weiter unten schon einen begrünten Absatz an dessen Ende sich in einem Wäldchen die Doldenhornhütte versteckt.
Um dorthin zu kommen quert man weiter unangenehme Hänge und steigt schließlich zwischen Platten zum Absatz und der Hütte ab. Von dort leitet ein markierter Steig hinab zurück zum Parkplatz an der Seilbahn. Vom Gipfel insgesamt 2500Hm.

Doldenhorn
Blick von der Fründenhütte auf das Einstiegsband zum Galletgrat

Doldenhorn
Der große Turm

Doldenhorn
Abstieg Normalweg

Doldenhorn
Der untere Teil des Galletgrats

Doldenhorn
Der Galletgrat, gesehen vom Blümlisalphorn.

Charakter:
Der Galletgrat ist eher früh in der Saison zu empfehlen. Guter Firn vereinfacht die Sache wesentlich. Die Felspassagen sind zum überwiegenden Teil klettersteigmäßig abgesichert. Das Hochziehen an Tauen und Ketten sollte aber nicht unterschätzt werden, es zieht mächtig in den Armen. Die Felspassagen ohne Ketten erreichen max. den 3. Schwierigkeitsgrad. Auch hier finden sich Sicherungsmöglichkeiten an Stangen und Bohrhaken.
Dort wo der Hochgebirgskalk zu Tage tritt, ist er äußerst ungünstig abwärts geschichtet und v.a. brüchig. Deswegen wohl auch die vielen Ketten.
Am Firngrat muss man Abstand zu den Wächten halten, Blankeis kann die Begehung erheblich erschweren. Am Normalweg kann es größere Spalten haben.
Der restliche Abstieg verdient sich dank viel, viel Geröll das Prädikat "unangenehm" redlich.

Karte:
Schweizer Landeskarte Nr. 264 "Jungfrau", 1:50000
Schweizer Landeskarte Nr. 1248 "Müren", 1:25000

Führer:
Munter, "AV-Führer Berner Alpen", Bergverlag Rother, 10. Auflage 1995, München
W.Pusch, E.Schmitt, T.Senf, M.Waeber "Hochtouren Westalpen", Bergverlag Rother

Link:
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Google-Earth: Karte Doldenhorn

Titel: Hochalpiner Klettersteig
Bergspezln: Thomas, Andreas

Doldenhorn Die Szenerie um den Oeschinensee über Kandersteg ist schon sehr beeindruckend. Die Berge darüber ragen mit Hängegletschern bedeckt, steil in den Himmel. Blümlisalphorn und Co. können zwar von der Höhe her nicht mit den Giganten nebenan mithalten, von der Szenerie her aber umso mehr.
Unser Ziel war also nun das Doldenhorn. Die Fründenhütte war bald erreicht und wir konnten einen sonnigen Nachmittag in toller Landschaft genießen. Mit uns waren noch ein paar andere Leute auf der Hütte, die aber am nächsten Tag alle auf das Fründenhorn wollten. Der Galletgrat war die letzten beiden Tage gerade erst begangen worden, die Spur somit gelegt.
Gleich vorweg, wir erwischten den Grat mit optimalen Verhältnissen. Guter, tragfähiger Firn und die Felsen dort wo es notwendig war, zum Großteil trocken. Der Rest ist eh mit Ketten und Tauen versichert.
Um vier Uhr morgens ging es los. Gleich beim zweiten Felsteil versenkte ich einen meiner Trekkingstöcke in eine Spalte, sonst keine besonderen Vorkommnisse. Ein guter Blick in die Nordwand eröffnete sich, aber dort apern überall Felsen aus. Die Wand machte keinen guten Eindruck. So standen wir am markanten großen Felsturm, wo die Turnerei an den Versicherungen beginnt. Man könnte das Ganze zwar auch rechts durch ein Couloir umgehen, aber braune Spuren am Ausgang der Rinne zeugen von viel Steinschlag, weswegen wir das erst gar nicht in Betracht zogen.
Der Fels in der Doldenhorn-Nordseite ist dort wo er zutage tritt, eklig abwärts geschichtet und auch nicht von der festesten Sorte. Ohne die ganzen Ketten usw. wäre die Sache also erheblich schwieriger. Anstrengend bleibt es allemal, die vielen Klimmzüge fordern ihren Tribut. Aber eigentlich ist man ja eh wegen des Firngrats im oberen Teil gekommen und der begann nun nach dem großen Turm. Wir wurden nicht enttäuscht. Große Wächten, Eisgipfel rundherum erzeugten ein echt hochalpines Erleben. Steilere Aufschwünge wechseln sich mit flachen ab, immer einigermaßen ausgesetzt, aber dank des guten Firns nie gefährlich. Wir hatten zwei Eisgeräte dabei und konnten die hier auch gut einsetzen, unbedingt notwendig wären sie aber nicht gewesen.
Zwischendurch gab es nochmal einen kleinen Felsen, hier war nun doch "echtes" Klettern gefragt, aber nur kurz. So standen wir auch schon unterhalb des Gipfelfelsen, der über eine lange Leiter und weitere Taue erklommen wird. Frei wäre das mindestens ein 5er. Wir standen schwer atmend am Gipfel (10 Uhr), wo uns eine Gruppe begrüßte, welche über den Normalweg hochgekommen war.
Bei der Rundumsicht konnte ich viele alte Bekannte begrüßen, hab halt doch auch schon ein wenig was gesehen von den Schweizer Alpen. Aber den Berg gleich nebenan, den kenne ich noch nicht, das Balmhorn, schaut auch guad aus. Schaustück wieder mal das Bietschhorn. Interessant dabei, auf Höhe des Doldenhorn-Gipfels fängt drüben am Westgrat des Bietschhorns die Kletterei erst an.
So nun hatten wir den Genuß gehabt, es galt den Preis dafür zu zahlen. Der Abstieg. Oben über den Gletscher am Normalweg geht das noch ohne Mühe. Man muss aber aufpassen, da es hier zum Teil auch ganz schön steil ist. Mit Erreichen der Felsen "Bim spitze Stein" beginnen dann aber die Qualen. Geröll in allen Sortierungen. Man ist nur damit beschäftigt das Gleichgewicht zu halten und nicht den vielen rollenden Stein zu folgen. Da entschädigen nur die aufregenden Blicke zurück auf das am Vormittag geleistete. Plan B hätte vorgesehen, dass wir auf der Doldenhornhütte nochmal übernachten und uns einen gemütlichen Nachmittag machen. Dank Geburtstagsfeier war die Hütte aber ausgebucht, und wir durften noch den Rest des Abstiegs hinter uns bringen. Der ist zwar nun knieschonender und auch schön, aber die vielen Meter zuvor forderten ihren Tribut.
Tja, was bleibt, der Galletgrat ist auf alle Fälle eine fantastische Tour wert. Etwas zwiespältig ist der letzte Eindruck aber schon, die vielen Ketten usw. mindern das Abenteuer doch irgendwie. Ich gehe mal davon aus, man wollte den Grat im Schwierigkeitsgrad erhalten, wie in die Erstbegeher vorfanden. Der Gletscherschwund legt halt immer mehr Felsen frei, die aber am Galletgrat nun mal nicht gut zu klettern sind. Der Gipfelfelsen wäre ohne die Leiter mehr als schwierig, der Grat hätte einige weniger Begeher (mich wohl eingeschlossen).
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