Tour | 545 | 1680m | Schlafende Hexe: Rotofentürme, Signalkopf, Mottkopf, Keilkopf, Dreisesselberg | Berchtesgadener Alpen | Klettern | 3+ | 20.09.14 |
Abenteuer-Tour im Lattengebirge, vollständige Überschreitung der "Schlafenden Hexe" | www.sirdar.de |
Fakten | |
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Zeiten: | Parkplatz - Rotofensattel 1.5h Rotofentürme: 1-2h Rotofentürme - Dreisesselberg: 4h Dreisesselberg - Parkplatz: 2h |
Großer Rotofenturm: | Berchtesgadener Rinne, Stellen 3- |
Kleiner Rotofenturm: | Westflanke, Stelle 3+ |
Ab Signalkopf: | weglos, Stellen bis 2, Abseilenstellen, Latschendickicht |
Ausgangspunkt: |
Anfahrt: |
Stützpunkt: |
Route: Die Gipfel in der Übersicht Die Routen an den Rotofentürmen in der Übersicht Einstieg Berchtesgadener Rinne am Großen Rotofenturm Gipfelflanke Großer Rotofenturm Blick von oben in die Berchtesgadener Rinne Unterer Teil Westflanke Kleiner Rotofenturm Der weitere Weg über die Hexe, gesehen vom Signalkopf Der leichte Part beim Aufstieg zum Mottkopf Nach Überschreitung des Mottkopfs, am hinteren Felszacken bin ich nach rechts im Bild abgeseilt. Blick zurück: Mottkopf mit Umgehungsmöglichkeit unten und Überschreitung oben |
Charakter: |
Karte: |
Führer: |
Link: |
Quelle: www.openstreetmap.org |
Titel: Die Hexe aufwecken Bergspezln: solo Die "Schlafende Hexe" ist eine sehr markante Berggestalt zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden. Mehrere Gipfel bilden einen Kammverlauf, dessen Silhouette eben einer liegenden Hexe gleicht. Eigentlich wollte ich dabei zunächst nur auf den Großen Rotofenturm, also der Nase der Hexe. Der Rest ergab sich dann so. Im Volksmund heißt der Turm übrigens Montgelas-Nase. Wer wissen will warum, sollte mal nach dem Grafen Montgelas suchen, oder z.B. hier (Artikel auf Wikipedia) mal schauen. Kernstück ist dabei die Berchtesgadener Rinne, gleich am Anfang eine schwierige Stelle, danach vor allem unangehm glatt. Ich bereute es schon, dass Seil am Einstieg gelassen zu haben. Was bedeutete, hier muss ich auch wieder abklettern. Erstbesteiger des Turms ist Hermann von Barth und der soll sich angeblich am Gipfelfelsen einen Tritt geschlagen haben. Nana, sowas macht man aber nicht. Wenn man vor der Stelle steht, weiß man aber warum. Wegen einem Meter glatten Fels will man nicht unbedingt gleich auf den Gipfel kurz darüber verzichten. Zurück am Rotofensattel lachte mich noch der Kleine Rotofenturm an. Gleich die Wand über dem Sattel, die Westflanke, hat dabei eine von unten gut einsehbare, nicht allzu schwere kurze Route. Ich konnte nicht widerstehen und kletterte die ersten rund zehn Meter bis zur Schlüsselstelle, einer 3+. Hier überlegte ich lange, bevor ich mich doch traute, sind halt doch anhaltend rund fünf Meter im 3. Grat und auch etwas brüchig. Danach wird es aber zum Gipfel hin immer leichter. Der logische Weg wäre also gewesen, Kleiner Rotofenturm, abseilen in die Montgelasscharte, Großer Rofofenturm. So seilte ich vom Kleinen zurück in Richtung Rotofensattel ab. Genug hatte ich noch nicht, vom Sattel führte ein guter Steig zum nächsten Gipfel der Hexe, dem Signalkopf. Quasi der Hexen-Busen. Von hier ist dann der Rest des Hexenkamms bis zu den Füssen gut einsehbar und ich meinte, das wäre gut machbar. So marschierte ich los. Zwar weglos, aber anfangs durch lichten Wald. Den nächsten Turm im Kammverlauf schenkte ich mir und ging stattdessen den Mottkopf an. Den hätte man auf der Nordseite auf einem Steig auch leicht umgehen können, was ich mal besser gemacht hätte. Der Turm war schwierig. Durch den vielen Regen die Tage zuvor war das Steilgras samt Untergrund in der Nordflanke ganz aufgeweicht. Ich suchte mir einen Weg zwischen die Latschen hindurch und war dabei offenbar nicht der erste, wie abgesägte Latschenstümpfe bewiesen. Zum Sonnwendfeuer wird die Hexe wohl erleuchtet und dafür war ein sehr rudimentärer Pfad angelegt. Wobei, was heißt Pfad, an Latschenästen und brüchigen Felsen kämpfte ich mich langsam hoch, bevor ich am Kamm zum höchsten Punkt des Mottkopfs gelangte. Nur wie jetzt wieder runter kommen? In der nächsten Scharte fand ich einen guten Abseilblock und richtete mir einen Stand ein. Danach führt ein dünner, aber gut sichtbarer Steig durch teils dichtes Latschengestrüpp. Man bleibt dabei meist links vom Kamm. So kämpfte ich mich voran, bis der Pfad schließlich unterhalb des Keilkopfs verschwand. Zuerst versuchte ich von einer Scharte aus in der gut 40° geneigten Nordflanke einen Weg zu finden. Keine gute Idee. Alles war aufgeweicht und ich hatte das Gefühl, jeden Moment mit einer Mure abzugehen. Also zurück. Nur was jetzt. Das Wetter wurde schlechte, es zog langsam zu. Im Nebel wollte ich hier nicht rumstochern und so bekam ich langsam doch leichte Panik und das bei so einer vermeintlich simplen Bergtour. So kann es gehen. Ich fand schließlich einen Durchschlupf und konnte mich an einer Latsche südlich zu einem Graskar abseilen. Danach querte ich immer zwischen Fels und Latschen entlang, verpasste es aber rechtzeitig wieder zum Kamm aufzusteigen. Ich verlor mich hoffnungslos im Latschengestrüpp und musste mich ca. 100Hm durch den Dschungel kriechend, hangelnd, kletternd und springend zum Kamm zurückkämpfen. Eine Stunde benötigte ich hierfür und war danach so fertig, wie sonst nach 14-Stunden-Mammut-Touren. Bald darauf erreichte ich wieder gesichertes Gelände und einen Wanderweg. Ich war erleichtert. Noch der Dreisesselberg und der Abstieg. Hätte nicht gedacht, dass man so eine Abenteuer-Tour gleich über einer viel befahrenen Bundesstraße machen kann. Zumal die "Schlafende Hexe" ja doch sehr markant aussieht. An sich hätte das alles Potential, für eine Top-Wandertour mit Klettereinlage, aber freuen wir uns, dass es auch noch Wildnis in den Bayrischen Alpen geben darf. So bleibt es also ein Geheimtipp für sehr erfahrene Berggeher, die nach einer Tour gerne mal wie ein Latschen-WC-Spray duften wollen. |
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