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Zugspitze, Jubiläumsgrat, Winter
Tour 517 2962 Zugspitze, Jubiläumsgrat (Winterbegehung) Wetterstein Winterbergsteigen AD+ 14.12.13    

Beliebter Winterklassiker www.sirdar.de

Fakten
Zustieg:Mit erster Gondel hoch zum Zugspitzgipfel
Route:Jubiläumsgrat, Klettern bis 3-, dazu Klettersteigpassagen
Abstieg:Diverse Möglichkeiten, z.B. über Alpspitze, oder Grieskar
Zeit:sehr von Bedingungen und vorhandener Spur abhängig, normalerweise mit Übernachtung auf Biwak

Ausgangspunkt:
Parkplatz Eibsee-Bahn (1000m)

Anfahrt:
Garmisch - Grainau - Eibsee-Bahn

Stützpunkt:
Biwakschachtel (2684m)
Nach ca. 2/3 des Weges von der Zugspitze. Seit 2011 neue Schachtel, mit Decken und Matratzen, insgesamt Platz für 12 Leute.

Kreuzeck-Haus (1652m)
Falls es zu spät wird, guter Stützpunkt nach der Tour ist das Kreuzeck-Haus (1652m).

Route:
Jubiläumsgrat Zugspitze - Alpspitze
In der Regel wird man im Winter mit einer der diversen Bahnen hoch zur Zugspitze fahren. Es empfiehlt sich natürlich, Platz in der ersten Bahn zu finden, um möglichst früh starten zu können.
Von der Seilbahnstation gelangt man über einen kurzen Klettersteig auf den Gipfel. Der Einstieg zum Jubiläumsgrat ist nordseitig unter dem Gipfel. Im Grunde ist der Weg durch den Gratverlauf klar vorgegeben. Hin und wieder weicht man jedoch in die Südflanke aus, was gerade im Winter ohne Spur nicht einfach ersichtlich ist. Am besten man kennt den Weg also einigermaßen vom Sommer. Dort wo es über den Grat (zu) schwierig wird und sich keine Drahtseile finden, sollte man also immer die Option mit Ausweichen in die Südflanke im Hinterkopf haben. Vereinzelt können so auch schwierige Passagen deutlich einfacher begangen werden, als dies im Sommer möglich ist.
Vom Zugspitz-Gipfel folgt man also dem zunächst bequem begehbaren Gratverlauf, der leicht bergab führt. Bald erreicht man die erste Schlüsselstelle, eine glatte Rinne mit Drahtstiften (3-). Diese kann man bei genügend Schnee kurz vorher sehr einfach umgehen und erreicht direkt hinter dieser Stelle wieder den Grat. Nun geht es los, zahllose Graterhebungen müssen überschritten werden. Teilweise mit Drahtseilversicherung, oft auch ohne, immer ziemlich ausgesetzt. Dazwischen muss zweimal, so mich die Erinnerung nicht täuscht, in der Südseite umgangen werden. Nach der Inneren Höllentalspitze wird der Weg leichter, dafür kann im Winter nun bei entsprechenden Schnee viel Spurarbeit anstehen.
Nach der Mittleren Höllentalspitze erreicht man die Biwakschachtel. Diese hat man vorher schon mal erblickt, wundert sich dann warum es solange dauert, bis man dort ankommt, und ist schließlich froh, wenn sie urplötzlich dann doch noch vor einem steht.
Vom Biwak weg ist der Grat zunächst noch einfach, was sich aber bald ändert. Es warten viele tiefe Scharten. Einige Abstiege sind im Winter, wenn nur dünn verschneit, sehr gefährlich, da sich darunter glatte Platten befinden. Endlich hat man die Vollkarspitze erreicht. Die steilsten Klettersteigmeter führen hier nach oben, gleich dahinter geht es aber auch gleich wieder bergab und noch über ein, zwei Scharten hinweg, bis der Grat direkt vor dem Hochblassen endlich wieder eben wird. Kurz vor dem Hochblassen steigt man unter dessen Nordabbrüchen links vorbei. Ohne Markierung ist der beste Weg nicht ganz einfach zu finden, insbesondere bei viel Schnee jedoch kein Problem, so keine Lawinengefahr in der Nordseite herrscht. Zuletzt steigt man direkt an der Wand des Hochblassens durch eine Rinne zu einem Grat auf, dahinter sieht man die Grieskarscharte, zu der man absteigt.
In der Regel wird man die 150Hm bis zur Alpspitze noch dranhängen und die Nordwand-Ferrata absteigen. Dann mit der Alpspitz-Bahn oder über die Pisten zurück ins Tal. Unter bestimmten Umständen ist es auch möglich durch das Grieskar abzusteigen, was im Winter aber immer mit viel Spuren verbunden ist, da es sich um ein sehr schattiges Tal handelt. Man erreicht durch das Tal den Stuibensee und wird auf Tourenskispuren vom Bernadeinlift her stoßen. Man geht also vom Stuibensee links haltend das Tal hinab, bis man auf einen Forstweg trifft, der eben nach links zum Bernadeinlift führt. Nun entweder ein großer Gegenanstieg die Piste hoch, bis man zum Ziehweg Richtung Kreuzeck-Haus kommt, oder gleich dort, wo man auf die Piste trifft führt auch ein Wanderweg ("Bernadeinsteig") durch den Kessel unterhalb des Ziehwegs zum Kreuzeck-Haus. Von da über die Pisten ins Tal absteigen.

Jubigrat
Der ganze Gratverlauf bis zur Alpspitze

Jubigrat
Jubigrat, gesehen vom Frieder

Charakter:
Im Winter ist die Unternehmung sehr von den Bedingungen abhängig, weswegen es schwierig ist, eine Zeitangabe zu machen. Bei vorhandener Spur und guten Bedingungen wird man die Sache an einem Tag schaffen. Man sollte aber immer eher von einer 2-Tages-Tour mit Übernachtung auf dem Biwak ausgehen.
Es sollte auf alle Fälle eine stabile Wetterlage herrschen, um sich nicht auch darüber noch Gedanken machen zu müssen. Vom Schnee her sind zwei Bedingungen optimal, entweder relativ wenig davon und gut verfestigt oder aber sehr viel und ebenfalls gut verfestigt. Die Lawinenlage darf unter keinen Umständen kritisch sein (Nord- und Südseite). Die Wechtengefahr ist am Grat sehr groß, auch kleine können gefährlich sein. An Sicherungsmaterial kann man eigentlich nur Schlingen verwenden. Normalerweise wird ein Langpickel reichen. Bei großflächiger Vereisung in den südlichen Umgehungen evtl. auch zwei.
Generell sollte man diese Tour nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn sie im Winter oft gemacht wird und der Grat im Sommer für geübte Bergsteiger kein Problem ist.

Karte:
AV-Karte Nr. 4/2 "Wetterstein- und Mieminger Gebirge", 1:25000

Führer:
-

Link:
www.bergsteigen.com

Openstreetmap: Jubiläumsgrat
Quelle: www.openstreetmap.org

Titel: Episch
Bergspezln: Thomas

Jubigrat Der Jubiläumsgrat im Winter, ein langgehegter Plan von mir, wurde endlich war. Wobei offiziell war ja noch gar nicht Winter-Anfang, aber die Verhältnisse waren definitiv winterlich. Dank moderner Technik mit Panorama-Webcams auf der Zugspitze, kann man die Verhältnisse am Jubigrat ganz bequem vom Sofa zu Hause aus checken. Das anhaltende schöne Wetter versprach gute Bedingungen mit festen und eher wenig Schnee, soweit der Plan.
Wir erwischten die erste Gondel um 8 Uhr und hatten dann auf der Gipfelstation wohl einen der komfortabelsten Plätze überhaupt, jedenfalls aus alpinistischer Sicht, um sich in Schale zu werfen und die Schlosserei anzulegen. Die Sonne schien, es hatte angenehme Temperaturen, kaum Wind, los geht's ...
Auf den ersten Metern war noch eine alte Spur zu erkennen. Am Anfang ist der Grat auch kein Problem, die erste tiefere Scharte kommt jedoch bald, im Sommer eine der Schlüsselstellen, im Winter konnten wir noch mit super Trittschnee südlich darunter vorbeilaufen. Wir kamen also gut voran, doch das änderte sich mit Meter zu Meter, bald mussten wir selber die Spurarbeit übernehmen. Auch trügte mich die Erinnerung von der schon länger zurückliegenden Sommerbegehung. Da war mir nur noch bewusst, dass nach der ersten richtigen Kletterstelle quasi nur noch Gehgelände bis zum Biwak folgt. Von wegen, auf und ab, Klettersteiganlagen, freie Klettereien und ewig so dahin. Das Biwak war schon längst im Blick, scheinbar nur noch zehn Minuten entfernt, aus denen dann zwei Stunden wurden.
Bis zum Biwak gingen wir weitgehend seilfrei, nur bei einer Umgehung in der Südflanke seilten wir uns aufgrund vermuteter Lawinengefahr kurz an. Im Winter ist doch alles eine ganz andere Hausnummer, viel schwieriger als gedacht. Mit den Steigeisen sucht man nach Halt auf trittarmen Platten, die noch dazu mit Schnee bedeckt sind. Die Versicherungen sind schon etwas "planlos" angelegt. Weit schwierigere Stellen muss man teilweise frei überwinden und um zum Drahtseil zu gelangen hat man auch fast immer gefährliche Meter direkt davor vor sich. Da hätte man ruhig noch ein, zwei Meter mehr Drahtseil dran hängen können, wäre auch schon egal gewesen. Wobei die Versicherungen gerade im Winter schon eine große Vereinfachung sind.
Ohne größere Pause kämpften wir uns also voran, die Kletterpassagen auf schmalen Grat wollten nicht enden, in den Rinnen dazwischen galt es teils hüfttiefen Schnee zu durchwühlen. Es wurde dunkel und das Biwak war immer noch nicht zu sehen. Unser ganz optimistischer Plan vielleicht an einem Tag durchzukommen, ging also schon mal nicht auf. Für diesen Fall waren wir jedoch vorbereitet und hatten alles nötige dabei, um auch ein Freibiwak komfortabel zu überstehen. Das Schicksal ereilte uns jedoch nicht, um 17.30 Uhr war die Schachtel erreicht.
Die ist mit Lager und Decken gut ausgestattet, und das Wichtigste überhaupt fehlte auch nicht, sirdar.de-Geschreibsel lag griffbereit auf dem Tisch ... ;-)
Entgegen der Wettervorhersage hatte es angefangen zu schneien, zum Glück nicht allzu lang. Die abziehenden Wolken mit Vollmondlicht gaben ein fantastisches Landschaftsbild.
Neuer Tag, neues Glück, die Sonne strahlte wieder. Aber alles war nun mit 10-15cm Neuschnee bedeckt. Wir wurden also nicht schneller und mussten quasi alles mit Seilsicherung begehen. In meiner Erinnerung war die Vollkarspitze gleich hinter dem Biwak, aber nix. Sehr tiefe Scharten sind dazwischen. Alles muss direkt überklettert werden. Der Neuschnee deckte alles zu, wo es steiler war, mussten wir den Fels erstmal putzen, um Griffe und Tritte auszugraben. Mehrere Abseilstände richteten wir ein, sonst wäre das Abklettern in die Scharten viel zu gefährlich gewesen. Die Tour war nun wirklich richtig anspruchsvoll, jedenfalls soviel Angst und Respekt hatte ich schon lange bei keiner Bergtour mehr. Im Sommer ist die Überschreitung der Vollkarspitze über einen Klettersteig mit das Eindruckvollste am Jubigrat. Im Winter dagegen, eine vergleichsweise leichte Übung, hier findet man an Drahtseilen und Bügeln zumindest sicheren Halt.
Irgendwann lag die letzte Scharte hinter uns, der Weg unterhalb des Hochblassens in der Nordflanke war vergleichsweise einfach und wir hatten nicht allzu viel zu spuren. Angekommen in der Grieskarscharte, war es schon wieder drei Uhr. Der tiefverschneite weitere Grat hoch zu Alpspitze würde uns auch nochmal ewig beschäftigen. Also beschlossen wir, durch das Griestal abzusteigen. Dadurch kommt man sehr schnell in sicheres Gelände, Nachteil jedoch, man hat einiges zu spuren und das taten wir bis zum Kreuzeckhaus, wo wir um sieben Uhr ankamen. Doch etwas ausgelaugt, beschlossen wir dort zu übernachten und erst am nächsten Tag frühmorgens weiter abzusteigen.
Am gleichen Tag ein paar Stunden später saß ich dann wieder frisch geduscht im Büro, als ob nix gewesen wäre. Nur Treppen konnte ich keine mehr runterlaufen, durch das ständige in den Schnee einbrechen und aus den Löchern wieder raussteigen, machte sich ein ordentlicher Muskelkater breit.
Zusammenfassend, der Jubigrat ist im Winter eine ganz harte Nuß, den sollte man nicht unterschätzen, also definitiv nix für Warmduscher ... ;-)
Aber auf jeden Fall ein Erlebnis für den, der es kann. Bei mir war das mit den pulvrigen Verhältnissen am zweiten Tag definitiv Leistungsgrenze.
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Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
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