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Sulzfluh
Tour 412 2817 m Sulzfluh (Rundtour Drusentor, Gemschtobel, Rachen) Rätikon Skitour S 04.01.11    

Ein Skiberg, der keine Wünsche offen läßt www.sirdar.de

Fakten
Höhenmeter:2000m (Beginn / Ende in Latschau im Montafon)
Zeit:Aufstieg 6-7h bei Rundtour von Latschau, Drusentor, Gemschtobel
Abfahrt durch den Rachen 1-2h bis nach Latschau
Lawinengefahr:groß, jedoch ein sehr beliebter Skiberg, deswegen oft eingefahrene Hänge
Hangrichtung:alle Richtungen
Besonderheit:Landschaftlich ist diese Rundtour in den Ostalpen nur schwer zu toppen.

Ausgangspunkt:
Ortsende Latschau, Stausee

Anfahrt von München:
München - Lindau - Bergenz - Feldkirch - Bludenz - Montafon - Tschagguns, Ortsteil Latschau. Ca. 2.5h. Latschau erstreckt sich bis weit den Berg hoch. Bei einem Stausee fährt man links bis zum Ende der befahrbaren Straße. Dort parken zwischen den Häusern. Wenn das nicht mehr möglich ist, finden sich viele Parkplätze direkt am Stausee. Man kann auch von dort direkt mit Skiern losgehen.

Stützpunkt:
Lindauer Hütte (1744m), im Winter nur sporadisch (Weihnachten, Ostern) bewirtschaftet.

Route:
Ich beschreibe im Folgenden eine Rundtour über Drusentor und Gemschtobel auf die Sulzfluh. In einem Zug bedeutet das 2000Hm, die sich aber auf etliche Kilometer Wegstrecke verteilen. Desweiteren gebe ich ein paar Hinweise zu anderen Routen.

Von der Latschau geht es zunächst eher flach durch das Gauer-Tal bis zur Lindauer-Hütte (2h).
Der direkteste Weg auf die Sulzfluh wäre von hier gleich durch den Rachen, eine Steilrinne, welche vom Tal aus bis zum Gipfel gut einsehbar ist. Dazu schiebt man auf einer Almwiese, bevor der Weg zur Lindauer-Hütte auf einem Forstweg in einem Rechtsbogen im Wald verschwindet, links in ein Kar hoch. Man sieht die letzten Ausläufer der steilen Ostwand der Sulzfluh und wiederum links davon einen Latschenhang. Ca. 50m links vom letzten Felsriegel führt eine zunächst eindeutig erkennbare und steile Gasse durch die Latschenhänge, welcher man folgt und so in den Rachen gelangt, wo es kein Vertun mehr gibt.
Das Gesamterlebnis Sulzfluh läßt sich allerdings noch steigern, wenn man von der Lindauer-Hütte aus folgende Rundtour startet. Von der Hütte steuert man dann zunächst das Drusentor an. Dazu hinter der Hütte auf einem Moränenkamm immer nach Süden bis zum Steilhang. Hier nun in Serpentinen direkt nach oben in eine Mulde und von dort linkshaltend an den Ruinen einer Zollhütte vorbei zur mit vielen Türmen besetzten Scharte zwischen Sulzfluh und den Drusentürmen. Das Drusentor (2342m) ist mit einem großen Schild markiert und findet sich ganz rechts in der Scharte, dort zuletzt zu Fuß hinauf. Jenseits wieder hinab, um dann in südöstlicher Richtung immer fallend um einen von der Sulzfluh ausgehenden Gratrücken herum zu queren. Abfellen oder nicht ist hier die Frage, die vielen Mulden halten viele kleine Gegenanstiege bereit.
Man erreicht einen Sattel, dahinter findet sich gleich die Carschina-Hütte (2236m, im Winter geschlossen). Nun geht es auf einem muldenreichen Plateau unterhalb der Südwand der Sulzfluh um diese herum. Trotz der vielen Gegenanstiege verliert man eher Höhenmeter, bevor man um die Ostkante der Sulzfluh steil in ein kleines Kar queren kann und man unvermittelt den Einstieg zum Gemschtobel erkennt. Der Gemschtobel ist ein trogförmiges Kar, welches in Ost-West-Richtung eingelassen zwischen senkrechten Felsen zum Gipfel leitet.
Um den Gemschtobel zu erreichen gilt es die erste Steilstufe zu überwinden, was rechts in einem Felskessel über leichte Felsen (Skier abschnallen) möglich ist. Der Gemschtobel ist dann so ca. 25-30° steil und führt in direkter Linie zum Gipfel, welcher von Westen über leichtes Gehgelände erreicht wird.
Von hier ist der Beginn der Abfahrt durch den Rachen gut einsehbar. Vom Gipfel also nach Westen und dann noch Norden hinab ins Glück. Im Mittelteil ist der Rachen so an die 35° steil, es sind immer wieder Felsinseln eingelagert, auf die man achten sollte. In der Steilrinne gibt es allerdings nur noch einen Weg, nach unten. Der Rachen läuft in eine riesige flache Rampe aus, welche nach Osten zur Lindauer-Hütte durch Steilabbrüche begrenzt ist. Es gilt den Weg nach unten zu finden, was ohne vorhandene Spuren nicht einfach ist, da die Hänge fast überall früher oder später an Steilabbrüchen enden. Man fährt also auf der Rampe ziemlich weit nach Norden ab. Hinter einem letzten Felskopf fährt man nach links direkt an den Rand des Steilabbruchs. Eine mit großen Holzstangen markierte Latschengasse leitet weiter nach Norden, zuletzt Nordosten hinab. Trotz der Stangen bleibt der Weg schwierig zu finden. Einziger Anhaltspunkt ist eine mal mehr oder weniger auffallende Gasse durch die Latschen, Verhauer gibt es allerdings genug. Deswegen Vorsicht!
Man sollte sich also den potentiellen Weg schon beim Aufstieg zur Lindauer-Hütte etwas genauer einprägen. Zwischen den Latschen warten dann mit 40° auch die steilsten Stellen der Abfahrt durch den Rachen. Man erreicht schließlich hoffentlich ein Kar und kann nun entweder zurück zur Lindauer-Hütte aufsteigen oder direkt ins Tal abfahren.

Sollte man vom Gipfel den Eindruck bekommen, der Rachen ist unbefahrbar, so gibt es noch die Möglichkeit, über die Tilisuna-Hütte abzufahren. Dazu vom Gipfel nordostwärts über das sog. "Karrenfeld" abfahren. Von der Hütte fährt man entweder direkt nach Tschagguns ab, oder gelangt mit einem Gegenanstieg zum Tobelsee von wo sich aus Latschau wieder erreichen läßt.

Charakter:
Eine an sich nur bei besten Verhältnissen machbare Tour. Dann bleiben allerdings für den erfahrenen Skibergsteiger keine Wünsche offen. Die Sulzfluh ist auch im Winter sehr beliebt, weswegen die Hänge oft gut eingefahren sind, was die Lawinengefahr etwas relativiert. Im Frühjahr dürfte das Gemschtobel sehr schnell aufweichen, deswegen sollte man zu der Jahreszeit früh dran sein. Je nach Bedingungen können für den Einstieg zum Gemschtobel Steigeisen erforderlich sein.
Vom Tal aus ist das eine konditionell anspruchsvolle Tour mit 2000Hm plus anstrengender Abfahrt. Die 2000Hm verteilen sich allerdings auf etliche Kilometer Strecke, je nach Vorliebe mag das gut oder schlecht sein.

Karte:
Schweizer Landeskarte Nr. 238S "Montafon", 1:50000.

Führer:
Dieter Seibert "Skitouren Vorarlberg", Steiger Skitourenführer, 1. Auflage 1998 (hier ist der Anstieg durch den Gemschtobel und die Abfahrt durch den Rachen beschrieben)

Link:
-

Google Earth: Sulzfluh


Titel: Steile Kare
Bergspezln: solo

Als Bergsteiger hat man so seine Wunschtouren, die man schon Jahre mit sich herumträgt. Wenn dann endlich mal alle Parameter stimmen, gibt es kein Halten mehr. Immer nur träumen geht nicht, irgendwann will man auch was umsetzen. Mit meinem Enthusiasmus für die Sulzfluh stand ich allerdings etwas allein da, also machte ich mich solo auf ins Montafon. Vom Münchner Westen aus geht das auch dank fast durchgehender Autobahn in 2h. Okay, ökologisch war das vielleicht keine Glanztat, also nichts fürs grüne Gewissen, aber es war mir die Sache wert.
Warum nun also ausgerechnet die Sulzfluh? Meine absolute Ostalpen-Skitouren Nr. 1 ist die Tour auf den Großen Drusenturm (s. Tour 318), ein Tourenerlebnis, wie man es sonst nur beim alpinen Klettern bekommt, mit Steilkaren und bizarren Felstürmen ringsum. Damals war mir schon der nicht minder eindrucksvolle "Rachen" der Sulzfluh aufgefallen, ebenfalls ein zwischen steilen Felswänden eingelassener Trog. Überhaupt der Talkessel im dem die Lindauer-Hütte liegt, mit Felstürmen und wuchtigen Wänden ringsum sucht der seinesgleichen. Ein echtes Vorzeigestück der Alpen.
Nun war ich also wieder vor Ort, Hüttenübernachtung kam für mich nicht in Frage, also erstmal im Auto biwakieren und frühmorgens bei Eisschrank- Temperaturen zur Lindauer-Hütte schieben. Diese hatte ich bereits passiert, bevor sich die Hüttennächtiger auf die Reise machten, der Großteil begab sich in Richtung Drusentürme. Ich befand mich also im Anstieg zum Drusentor und besonderer Clou an diesem Tag, eine partielle Sonnenfinsternis stand bevor. Die bekam ich leider nicht direkt zu sehen, da vom Berg verdeckt, aber ich spürte die Auswirkungen, es wurde richtig kalt.
Am Drusentor überschreitet man die Grenze zur Schweiz, jenseitig tut sich ein überwältigendes Panorama auf. Der weitere Weg über die Carschinahütte führt über ein flaches muldenreiches Gelände, hier macht man nochmal richtig Strecke, bevor man den Gemschtobel erreicht. Das Kar ist gewaltig, eingerahmt von senkrechten Fels, anregend steil und der Ausblick auf die Silvretta könnte idealer nicht sein. Wie an einer Perlenschnur reihen sich die Gipfel auf. Gut auszumachen, der grazile Gipfelturm des Großlitzners. Dank der vielen flachen, abwechslungsreichen Passagen empfand ich die Tour trotz mittlerweile beträchtlicher Höhenmeter als nicht umwerfend anstrengend, nur jetzt zum Gipfel hin ging es dann doch zäher. Nach 7h war ich schließlich oben. Die Drusentürme sehen von hier aus wie ein hohler Backenzahn, kaum zu glauben, dass man dort überhaupt mit Skiern hochkommt. Die Abfahrt durch den Rachen lag zu meinen Füßen, deswegen war ich hier und so blieb ich auch nicht lange ganz oben, sondern stürzte mich hinab ins Vergnügen. Das Steilkar ist nach Norden ausgerichtet, um diese Jahreszeit kommt hier kein Sonnenstrahl rein, dementsprechend wird man bei der Einfahrt erstmal schockgefrostet. Im Mittelteil ist es doch durchgehend 35° steil, bevor es etwas flacher auf eine Art Bank über dem Talkessel der Lindauer Hütte ausläuft. Der Schnee war fast schon pistenmäßig gefroren, super Verhältnisse also. Es blieb der nicht minder anspruchsvolle Weg durch die Latschengassen zurück ins Tal und die Freude, mal wieder eine ganz besondere Tour gemacht zu haben.

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