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15.12.04 - Riobamba
Um unsere Akklimatisierung zu verbessern, wollten wir vor den hohen Bergen eine kleine Trekkingtour machen, den Inka-Trail
nach Ingapirca. Dazu fuhren wir erstmal nach Riobamba. 15 USD für alle vier kostete die Fahrt, die wenig spannend war.
Das Wetter war schlecht und so sahen wir von der Straße der Vulkane leider herzlich wenig. Der Busfahrer meinte unbedingt,
er müsse die 4h nach Riobamba ohne größere Stopps hinter sich bringen. Als mir aber das Gelbe schon im Auge stand und ich
bereits zum dritten Mal nervte, war er doch so gütig mir eine Pinkelpause zu gönnen.
Claus von der Casa Helbling hatte uns das Rincón Alemán empfohlen. Das ist noch relativ neu und in einer Neubau-Siedlung
gelegen. Würde man so nie finden, kennt auch kein Taxifahrer. Die Besitzerin holte uns direkt am Bahnhof ab. Sie ist mit
einem Deutschen, ein Forstbeamter, verheiratet. Dieser leistet hier in Ecuador Entwicklungshilfe in Sachen Forstwirtschaft.
Da er hier viel mit den Leuten zu tun hat, konnte er uns einige Geschichten erzählen. Ecuador soll die Nummer eins in Sachen
Korruption sein. Das Land fördert zwar Öl und ist damit schon mal reich, aber das Geld versickert halt in diversen Kanälen.
Wie reich das Land eigentlich sein könnte, zeigt sich darin, dass es hier zu jeder noch so abgelegen Strohhütte eine
Stromleitung gibt.
Hier in Riobamba haben sich die beiden ein nettes Häuschen hingestellt. Die Zimmer sind wirklich super, aber mit 30 Dollar
das Doppelzimmer für hiesige Verhältnisse auch nicht billig.
Unsere Trekking-Tour wollte auch noch vorbereitet sein. Über ein holländisches Reisebüro besorgten wir uns einen Fahrer
zum Ausgangsort. Für die Benzinkocher tankten wir noch Super, was besseres war nicht aufzutreiben.
16.12.04 - Draußen im Regen Teil 1
Einer neuer Morgen macht sich bereit. Ich öffne das Fenster, blicke erwartungsfroh in die Richtung wo der Chimborazo zu sehen
sein sollte, aber auch heute hängen dicke Wolken über dem Land. Plötzlich schwirrt ein zehn Zentimeter großes Etwas zu den
Geranien am Fenster. Mir rutscht das Herz in die Hose, weil ich zuerst an eine Riesenwespe denke! Aber es ist ein
wunderschöner Kolibri, der sich sein Frühstück direkt vor unserem Zimmerfenster sucht und wie ein Mini-Hubschrauber
schwebend von Blüte zu Blüte gleitet.
Heute sollte unser Trek von Achupallas nach Ingapirca losgehen. Der Fahrer, den wir gestern für 50 USD geordert hatten,
machte einen extrem mürrischen Eindruck. Wie wir erfuhren, war er mit dem Preis, den seine holländische Chefin für die
Fuhre ausgemacht hatte, alles andere als zufrieden. Die Fahrt dauerte ca. zwei Stunden. Die Gegend war eindrucksvoll. In
Achupallas auf 3300 m fängt gleich hinter dem Friedhof der Inkatrail an. Der Weg ist erstmal sehr schlammig, weswegen
Karl Heinz den Trail gleich auf Matschu Pitschu umtaufte. Die Vegetation war sehr interessant, anfangs fanden sich einiges
an Kakteen. Bald verläßt man das Dorf und wandert entlang eines Flusses das Tal hoch, welches sich sehr bald zu einer
Schlucht verengt. Der einzige Durchschlupf durch diese Engstelle findet sich unter einem Findling. Mit Rucksack kann man sich
gerade so durch das Loch zwängen.
Nach diesem Hindernis standen wir im Paramo, einer Sumpflandschaft, wie sie in Ecuador oberhalb von 4000m sehr verbreitet
ist. Nebel zog auf und wir hatten Mühe dem Weg zu folgen. Bald fing es an zu regnen und wir sahen gar nix mehr. Der Boden
ist mit einem Gewächs überzogen, das irgendwie Ähnlichkeit mit einer Kunstrasenmatte hat. Das ganze scheint auf dem Untergrund
zu schwimmen. Überall ist der Boden feucht, teilweise steckt man bis über die Knöchel im Schlamm. So auf 3900m fanden wir
ein trockenes Plätzchen, da war der Beschluß, die Zelte hier aufzustellen schnell getroffen. Erst gegen Abend beruhigte sich
das Wetter und wir konnten die Kocher aufbauen. Das dies bei Benzinkochern nicht gleichbedeutend mit Kochen ist, durfte
Karl-Heinz mal wieder erfahren. Erst nach einer Generalreinigung und Düsenwechsel funktionierte das Ding endlich.
Jetzt sahen wir auch, wo wir hier eigentlich gelandet waren. Weiter oben am Hang war der eigentliche Weg. Dort hatten Indios
Strohhütten aufgestellt. Die ganze Gegend hier oben ist eine große Viehweide. Die Hinterlassenschaften der Viecher bleiben bei dem
Klima lange liegen und so ist das ganze Areal ein einziges Minenfeld.
17.12.04 - Draußen im Regen Teil 2
Morgens zeigte sich auch mal wieder die Sonne und es hatte nicht ganz soviel Nebel, wie die
letzten Tage. Wir folgten den Weg das Tal hoch zur Laguna de Tres Cruzes auf 4200m. Gerade, dass
wir die Laguna noch sichten konnten, schon legte sich wieder ein weisser Schleier über die
Landschaft.
Ungeschickt, da hier der Weg kurz nicht mehr eindeutig erkennbar ist. Aber wir
schafften es bis zur Passhöhe. Von hier ist der weitere Verlauf des Trails relativ einfach, über
einen Höhenrücken steigt er bis auf 4400m, den Gipfel des Cuchilla de Tres Cruces an. Kurz davor fing es wieder zu
schütten an. Ein Graupelschauer nach dem anderen ergoss sich über uns. Binnen Kürze verwandelte
sich der Pfad in einen Bach. Das ging die nächsten 1.5h so dahin, ohne das wir einen Unterstand
finden konnten. Erst als wir in ein weiteres Tal abgestiegen waren, fand sich ein Stall, in dem
wir Zuflucht suchten. Prompt hörte es natürlich wieder auf zu regnen. Auch recht. Bis zum Ziel,
einer Inka-Ruine namens "Paredones" über einer Lagune, galt es eigentlich nur noch eine Ebene zu überqueren.
Irgendwie war das aber heute auch nicht mein Tag, zum Schluss wurde ich doch ziemlich langsam und
war heilfroh, dass mir Wolfgang nochmal entgegenkam, um mir das Zelt abzunehmen. So schaffte ich
es auch zu dem Platz bei der Inka-Ruine auf 4000m. Früher muss das eine eindrucksvolle Zwischenstation auf
dem Inkaweg gewesen sein. Von einem größeren Haus stehen noch die Aussenmauern, eine Kammer scheint
sogar desöfteren noch als Behausung genutzt zu werden. Überall sieht man die Umrisse längst
verfallener weiterer Gebäude. Hoch oben auf einem Berg wurde ein Bewässerungskanal geschaffen,
um für fließendes Wasser zu sorgen. Schon beeindruckend, an so einer Stätte sein Zelt aufzubauen.
Zum Glück regnete es den Rest des Tages nicht mehr.
18.12.04 - Ingapirca
Ganz was anderes, mal ein Tag ohne Regen und er begann sogar richtig sonnig. Bei diesen
Verhältnissen wirkt die Umgebung gleich viel freundlicher. In der Ferne konnte man in Richtung
Pazifik jedoch schon wieder die ersten Wolken aufsteigen sehen.
Teilweise konnte man die Ausmasse des Inka-Trails zu früheren Zeiten noch erahnen, so um die
7m breit. Dafür dass die Inkas keine Fuhrwerke kannten, erstaunlich, aber wenn man Platz hat, dehnt man sich halt
aus. Bald erreichten wir das erste Dorf und damit die ersten Kinder, die schnurstracks auf uns
zusteuerten und Caramellos einforderten. Später wurden wir aufgeklärt, dass es in Ecuador üblich
ist, den Kindern in der Weihnachtszeit Bonbons zu schenken. Wolfgang leistete seinen Beitrag zur
Verbesserung der allgemeinen Mundhygiene und verschenkte Zahnpflegekaugummis.
Nach dem Dorf ging es nur noch runter, Ingapirca kam auch bald in Sicht. Da es aber noch ein
Flusstal zu durchqueren galt, zog sich der Weg noch in die Länge. Ingapirca ist einer der
nördlichen Vorposten der Inkas, die hier einen Tempel für die Sonnenanbetung aufbauten. Die
übrig geblieben Ruinen sind schon sehenswert, aber nicht mit den riesigen Anlagen in Peru
vergleichbar. Die fugenlosen Inkamauern kann man aber auch hier bestaunen.
Direkt von den Ruinen fährt ein Bus runter zur Panamericana bei El Tambo. Hier stopten wir einen Bus Richtung
Quito, der uns bis Riobamba mitnahm. Die Fahrt zog sich endlos dahin, erst spät abends waren wir
wieder in der Rincon Aleman.
Cotopaxi, Chimborazo
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