August 2008
Auto-Rundreise durch das südliche Skandinavien (Schweden und Norwegen)
Von Kiel aus ging es mit der Fähre nach Göteborg. Von dort drehten wir im Gegenuhrzeigersinn eine Runde zu den Highlights
vor allem im südlichen Norwegen, nachdem wir in Schweden noch dem Glaskogen-Naturreservat einen Besuch abstatteten. Von
Oslo brachte uns die Fähre schließlich wieder über Frederikshaven zurück in Richtung Heimat.
Übernachtung Schweden / Norwegen:
Gut, die beiden Länder sind teuer, wobei sich Schweden inzwischen in preislicher Hinsicht kaum noch von
Deutschland unterscheidet. Norwegen ist dagegen extrem teuer.
In beiden Ländern gibt es jede Menge Campingplätze und das Jedermannsrecht, welches es einem erlaubt in
freier Wildbahn mit gewissen Einschränkungen eine Nacht im Zelt/Camper/Auto zu verbringen. Da das Wetter
sehr wechselhaft ist, will man vielleicht nicht immer sein Zelt aufbauen. Eine günstige Alternative und
in Norwegen noch mehr verbreitet als reine Campingplätze, ist die Gelegenheit, sich kleine Hütten zu
mieten. Dies geht problemlos auch für eine Nacht und die Hütten sind meist gut mit Herd und Küche
ausgestattet. Da gibt es jedoch große Unterschiede. Preislich bewegt sich so eine Nacht zwischen 300 und
500 NOK und die Hütten bieten Platz für in der Regel vier Personen.
Das Glaskogen-Naturreservat liegt in der Nähe von Arvika und ist zum Beispiel von dort aus zu erreichen. In den Park führen fast
nur etwas abenteuerliche, nicht befestigte Wege. Zentraler Ort ist Lenungshammar, der beste Ausgangspunkt für Touren aller Art.
Es hat einen Campingplatz, Stellplätze für Wohnmobile, sowie befestigte Unterkünfte (z.B. Hütten). Kanuverleih vor Ort, im
Informationsbüro am Campingplatz gibt es eine Karte für das Naturreservat zu kaufen, in der alle möglichen Touren eingezeichnet
sind.
Der Glaskogen ist eine leicht hügelige, vollkommen bewaldete Region. Es regnet viel, dementsprechend viel Seen und Sümpfe gibt
es. Man kann gut Tageswanderungen unternehmen, im Wald in einfachen Unterständen pennen, oder mehrtägige Kanu-Unternehmungen
angehen.
Wir wollten im Glaskogen mal das Kanu probieren. Jana gefiel die Sache aber überhaupt nicht, weswegen der
Ausflug kurz wurde und Papa nochmal alleine loslegte.
Wasser hat es genug und das muss auch irgendwo herkommen. Regen dürfte also in diesem Landstrich eher eine
alltägliche Erscheinung sein. Wir gingen trotzdem eine Tageswanderung an. Sehr schön durch Wald und Sümpfe,
gewürzt mit überfluteten Wanderwegen. Nasse Schuhe waren da nicht zu vermeiden. Trotzdem oder gerade deswegen
ein optimales Kinder-Abenteuerland.
Das Gerücht mit den vielen Mücken können wir nicht bestättigen. Eine viel schlimmere Plage sind die überall
gegenwärtigen Wespen.
Geiranger-Fjord
Der beeindruckende Geiranger-Fjord läßt sich natürlich am schönsten mit einer Wanderung hoch über Meer erleben. Dazu gibt es
mehrere Möglichkeiten. Wanderung:
Man bekommt ein übersichtliches Wanderblatt mit Tagesausflügen in der Touristeninformation in Geiranger. Eine davon führt am
Südufer von den kleinen Nest Homlong (4km von Geiranger) zum Hof Skagefla hoch über dem Fjord. Unterwegs kommt man am Prekestolen
des Geirangerfjords mit dementsprechender Aussicht vorbei. Hin und zurück sind es ca. 5 Stunden. Das Ganze läßt sich noch
abenteuerlicher mit einer Bootsfahrt am Geirangerfjord kombinieren. Nähere Infos dazu gibt es in der Touri-Info. Unterkunft:
In Geiranger gibt es einen Campingplatz. Vielfältiger ist das Angebot bei den Hütten. Konkurenz senkt die Preise, erstaunlicherweise
mit die billigsten in Südnorwegen, so z.B. direkt in Homlong am Ausgangspunkt der Wanderung.
Vom Prekestolen bietet sich ein überwältigender Blick auf den s-förmig geschwungenen Geirangerfjord. Der
verlassene Hof Skagefla ist schwierig zu erreichen. Das Klima in den Fjorden ist milder als in Restnorwegen,
weswegen sich die abgeschiedene Lage früher durchaus rentierte.
Vom "Adlerweg" hat man einen schönen Blick auf die Wanderung. Der Hofe Skagefla ist noch hinter dem Prekestolen.
Der Weg ist gut markiert.
Romsdalshorn (1550m)
Das Romsdal bietet ziemlich schroffe Kletterberge. U.a. steht hier auch die Trollwand, eine ziemlich schwierige und auch noch sehr
hohe Wand. Der von Kletterern am meisten bestiegene Berg ist das Romsdalhorn. Die leichteste Route führt durch die Nordflanke
und ist ein IIer.
Zugang:
Das Romsdalshorn ist als Tagestour von Andalsnes aus problemlos möglich. Man fährt ans Ende des Isfjorden, um dort von
der Hauptstraße abzubiegen, am örtlichen Campingsplatz direkt vorbei, und wenig später ins Venjesdal (mautpflichtig).
Man fährt durch das ursprüngliche Tal bis direkt unter das von hier eindrückliche Romsdalshorn. Nach einem ersten großen
See findet sich, bevor das Tal einen Bogen nach Süden, direkt unter dem Begrenzungsgrat ein Parkplatz.
Von hier führt ein markierter Wanderweg in einer halben Stunde zum beliebten Aussichtspunkt namens Litlefjellet (780m).
Man folgt nun den langgestreckten, teils felsigen Grat in Richtung Romsdalshorn. Die Kletterei beginnt dann erst am steilen
Vorbau, der durch eine kleine Scharte vom Zugangsgrat getrennt ist. Bis hierher ist es ein leichter Wanderweg, die Aussicht ist
von hier mit der vom Gipfel des Romsdalshorn vergleichbar. Vom Parkplatz sind es ca. 1.5h.
Route:
Gleich eine Warnung vorweg, der Normalanstieg durch die Nordflanke ist eine Kletterroute. Zwar "nur" im zweiten
Schwierigkeitsgrad, aber durchgehend sehr steil und ausgesetzt.
Wenn man sich den Berg näher anschaut, fällt in der Nordflanke eigentlich nur eine Linie auf, die eine leichte Besteigung
zulassen würde. Genau das ist die Route. Man überwindet zunächst den steilen, aber noch leicht begehbaren Vorbau und landet
fast zwangsläufig am Beginn einer Rampe, die von links nach rechts oben zieht. Diese Rampe bis zum Ende in einer Nische hoch.
Die Nische wird links umgangen, um kurz darauf über Bänder nach rechts queren zu können. Von hier führt eine steile Rinne zu
einem Sattel. Die Hauptschwierigkeiten liegen nun hinter einem. Das breite Gipfelplateau wird über den Nordgrat erreicht. D.h.
vom Sattel eine weitere Rinne hoch und dann rechtshaltend auf den Grat. Ohne Seil benötigte ich ca.1h.
Abstieg auf demselben Weg.
Charakter:
Ich bin die Route solo gegangen, was aber speziell im Abstieg etwas gruselig war. Seilsicherung ist dem auf alle Fälle
vorzuziehen. Fester Traumgranit mit großen Griffen. Abseilstände sind vorhanden, dazwischen auch sporadisch Normalhaken.
GPS:
Romsdalhorn: N 62.49126° E 7.78617°
Das Romsdalhorn ist ein echter Blickfänger, von jeder Seite. Da will man hoch. Problem dabei, der leichteste
Weg ist auch schon ein IIer. Wetter war gut und so wagte ich es. Betty und Jana zwangsweise in der Kraxe
begleiteten mich noch bis auf Litlefjellet, von wo man schon mal einen sagenhaften Blick auf die gegenüberliegende
Trollwand hat. Ihres Zeichens die schwierigste Wand mindestens in Europa.
Routenbeschreibung hatte ich keine, ich wußte nur irgendwie durch die Nordflanke. (Okay, der Anfang klingt schon
mal nach Heldenstory, also weiter so). Aber nur ein Weg konnte es sein, alles andere wäre eh zu schwierig
gewesen. Hoch zu ging auch relativ schnell, bei den ersten Haken musste ich allerdings doch etwas überlegen,
nun ja, aber wenn ich schon mal hier bin. Also weiter. Ein kleiner Überhang, sportlich für einen IIer, muss
man schon sagen. Verdammt ausgesetzt und steil für einen IIer. Eine Rinne noch und der Berg wurde flacher,
der Rest war dann auch nach meinem Empfinden ein IIer. Also leicht.
Oben hat es überraschenderweise ein großes Plateau, sogar mit Biwakhütte. Der Blick reichte von den Fjorden
hinaus bis zum offenen Meer. Sagenhaft! Dahinter endlos einsame Gebirgslandschaft. Lange hielt mich die
Aussicht trotzdem nicht oben, ich war etwas nervös wegen des Abstiegs. Und siehe da, im unteren steilen Teil
hatte ich meine liebe Mühe, den richtigen Weg wieder zu finden. Erst beim zweiten Ansetzen fand ich das
richtige Band zurück zum Überhang. Dann war das Spiel gewonnen.
Glittertind (2465m)
Der Glittertind war (ist) der höchste Berg von Norwegen. Dann hat man beschlossen, die Eiskappe nicht mehr mit zu messen und
seither gehört dieser Titel dem gegenüberliegenden Galdhopiggen. Dank Schmelze dürfte der Glittertind aber auch mit Eiskappe
niedriger sein. Die Besteigung des Berges ist nicht schwierig. Im Folgenden ist eine Überschreitung von Spiterstulen zum
Glitterheim beschreiben.
Stützpunkte:
Spiterstulen: per Passstraße zu erreichen mit Parkplatz vor der Haustür. Ein waschechtes Berghotel mit dementsprechenden Preisen.
Campen und die Facilities benutzen kann man allerdings auch. Kleiner Rabatt für DNT-Mitglieder.
Glitterheim: DNT-Hütte. Fahrradverleih. Liegt im Nationalpark. Parkplatz für die Hütte ist genau an der Grenze zum Nationalpark,
von wo es noch 1.5h auf flachen Forstweg sind. Deswegen auch der Fahrradverleih im Pendelverkehr.
Route:
Beschrieben ist die Überschreitung von Spiterstulen nach Glitterheim, die in insgesamt ca. 7h zu bewältigen ist.
Von Spiterstulen folgt man der Fahrstraße ca. 1km talwärts. Rechts weist ein unscheinbares Schild zum Glitterheim, bzw.
Glittertind. Steil ansteigend nach Norden querend kommt man schließlich aus dem Tal, in dem Spiterstulen liegt, heraus und
wechselt nun in östliche Richtung. Vor einem liegt eine große Ebene und dahinter der große Kegel, das ist schon das Ziel.
Der Weg ist also klar, vorausgesetzt die Sicht ist gut. Nach der Ebene und einer Flußüberquerung gelangt man in einen kleinen
höhergelegenen Talkessel und am Ende wird der Weg steiler und gerölliger. Es geht über den mittleren Gratrücken nach oben. Die
Richtung behält man bei, bis man schließlich die Gipfeleiskappe und den unscheinbaren Gipfel erreicht.
Der Weg zum Glitterheim ist anfangs etwas markanter, da es dem nun nach einer Seite scharfen Grat in Richtung Osten hinab
geht. Im Süden ist ein kleiner See zu sehen, dessen Ostufer man grob ansteuert. Noch etwas weiter östlich liegt dann Glitterheim.
Charakter:
Die ganze Route ist mit den in Norwegen üblichen roten "T" und unzähligen, teils riesigen Steinmännern markiert. Bei guter
Sicht ist die Besteigung kein Problem. Steigeisen oder Pickel dürfte es in der Regel für die letzten flachen Meter auf der
Eiskappe nicht brauchen. Aber schlagts mich nicht, wenn es doch anders kommt ...
Karte:
DNT Turkart "Jotunheimen Aust", 1:50000; vor Ort erhältlich
GPS:
Spiterstulen: N 61.62551° E 8.40382° (1019m)
Glittertind: N 61.65134° E 8.55772° (2465m)
Der Plan, ich steige über den Glittertind nach Glitterheim, Betty fährt aussen rum und holt mich an der anderen
Seite ab. Wetter war gut und so stiefelte ich los. Am Beginn der großen Ebene überholte mich ohne viel Aufhebens
ein Trupp Rentiere. Tief hängende Wolken zogen über die weite Fläche vor mir, magisch!
Der Hügel vor mir stellte sich als Glittertind heraus, den ich mir deutlich markanter ausgemalt hatte. Nun ja,
so wurde es zu einem einfachen Hatsch in Klasse-Landschaft. Den höchsten Punkt verschluckten gerade so die Wolken.
So stand ich im Nebel auf den immer-wieder-mal höchsten Punkt Norwegens.
Beim Abstieg offenbarte sich dann doch noch die markante Seite des Berges, wie auf dem Bild nebenan zu sehen.
Das erweckt nun den Schein eines anspruchsvollen Berges, aber eigentlich ist es nur eine flache Wanderung auf
den höchsten Hügel. Aber wie gesagt, die Umgebung ...
Am Glitterheim freute ich mich über den Fahrradservice, der mir den Hatsch über die Forststraße zum Parkplatz
ersparte. Genial. Und die Gegend erinnert im Osten dank Windschatten und Trockenheit an Tibet. Sehr schön.
Besseggengrat (1743m)
Die norwegische Nationaltour. Henrik Ibsen schickte seinen Romanhelden Peer Gynt auf einem Rentier über den Grat. Seither muss
jeder Norweger diese Tour mindestens einmal gemacht haben und es kann schon recht voll werden. Die Strecke ist landschaftlich
extraklasse.
Stützpunkte:
Dank Beliebtheit ist die Tour problemlos als Tagestour machbar. Es gibt einen optimal gelegenen Campingplatz in Maurvangen.
Daneben die DNT-Hütte Gjendesheim am Schiffsableger, sowie die private Memurubu-Hütte an der Anlegestelle. Es sei vor dem
unverschämt teuren Parkplatz (80 NOK im Jahr 2008) direkt am Gjende-See gewarnt.
In welche Richtung man den Grat geht, bleibt Geschmackssache. Die meisten machen es von Memurubu zurück nach Gjendesheim.
Vorteil bei einer Tagestour hierbei, man hat die Schifffahrt am frühen Morgen und kann sich so den ganzen Tag Zeit lassen
für den Rückmarsch. Die Schiffe über den Gjende-See fahren frühmorgens oder später Nachmittag.
Route:
Gibt es eigentlich nicht viel zu beschreiben, weil der Weg ist nicht zu verfehlen. Alternativen sind auf dem langgestreckten
Grat eh kaum vorhanden. Durchgehende Markierung kommt zudem hinzu. Die Fotostrecke ist natürlich dort wo sich der Grat auf
10m verengt und die beiden Seen Gjende und Bessvatnet voneinander trennt. Wobei erster ein paar Stockwerke tiefer liegt.
Höchster Punkt ist das Veslfjellet eine karge Hochebene. Der Weg ist breit ausgetreten, dennoch sollte man hier bei schlechter
Sicht Vorsicht walten lassen. Danach geht es sehr steil runter zurück zum Gjendesheim.
Charakter:
Die ganze Route ist mit den in Norwegen üblichen roten "T" und unzähligen, teils riesigen Steinmännern markiert. Bei guter
Sicht alles kein Problem. Die "Schlüsselstelle" ist der schmale, eigentliche Besseggengrat. Man sollte sich aber nicht
abschrecken lassen, der Grat ist immer noch ziemlich breit und nicht ausgesetzt, man braucht nur kurz die Hände für ein paar
Klettereien.
Karte:
DNT Turkart "Jotunheimen Aust", 1:50000; vor Ort erhältlich
GPS:
Campingplatz Mauervangen: N 61.48960° E 8.84361° (973m)
Veslfjellet: N 61.50565° E 8.75288° (1743m)
Fagerheim Fjellstue - Kraekkja-Hytta
Eine kleine Tagestour auf der Hardangervidda. Der Weg ist durchweg markiert und teilweise etwas morastig. Man wandert
schön an einem See entlang von der Fagerheim Fjellstue zur Kraekkja-Hytta, der Hardangerjokulen immer im Blickfeld.
Die Fagerheim Fjellstue liegt direkt an der Route 7 über die Hardangervidda. Hin und zurück benötigt man ca. 3-4h. Beide
Hütten sind bewirtschaftet, so dass auch eine Übernachtung möglich wäre.
GPS:
Fagerheim: N 60.43633° E 7.78012° (1154m)
Die Hardangervidda ist vor allem als Revier für Mehrtageswanderungen bekannt. Gar nicht so einfach, da mal
schnell ein lohnenden Kurztrip zu finden. Von der Fagerheim-Fjellstue kann man aber direkt von der Straße
weg gemütlich zur Kraekkja-Hytta laufen und bekommt so dem Hochplateau etwas näher, als wenn man nur durchfahren
würde. Highlight ist der in der Ferne glänzende riesige Plateau-Gletscher namens Hardangerjokulen.
Prekestolen, Neverdalsfjellet (708m)
Die norwegische Paradetour am Lysefjord bei Stavanger. Muss man quasi gemacht haben. Sonst war man nicht in Norwegen.
Stützpunkte:
Optimal gelegen ist der Campingplatz "Prekestolen" an der Zufahrtsstraße zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Route:
Man wird sich kaum verlaufen können. Vom Ausgangspunkt an der Prekestolen-Hütte läuft man so ca. in zwei Stunden zu der
berühmten Aussichtskanzel über dem Lysefjord. Der Wanderung bis dorthin ist schon mal wunderschön, der Blick vom Prekestolen
auch.
Unbedingt empfehlen möchte ich, den höchsten Punkt (Neverdalsfjellet) westlich der Kanzel zu erklimmen. Das ganze ist weglos und beinhaltet kleine
Klettereien. Der Blick über das Fjell zum offenen Meer, den der Küste vorgelagerten Inseln oder der Brücke über den Lysefjord
ist sensationell.
Charakter:
Den Weg zum Prekestolen haben schon viele geschafft. Zuletzt geht es ausgesetzt über ein Band zur Kanzel, aber der Weg lohnt
jede Mühe. Weiter zum Neverdalsfjellet sollten sich nur erfahrene Wanderer begeben.
GPS:
Campingplatz Prekestolen: N 58.99862° E 6.09283° (118m)
Neverdalsfjellet: N 58.98513° E 6.18419° (708m)
Glaubt man den Prospekten, das Highlight in Südnorwegen,
der Prekestolen über dem Lysefjord. Auf so berühmten Touren ist natürlich einiges an Leuten unterwegs, besonders
wenn das Wetter sich von seiner besten Seite zeigt. Verlaufen ist also ein Ding der Unmöglichkeit, auch weil
der Weg durch die liebliche Waldlandschaft mit Granitbouldern gut ausgebaut ist.
Das Highlight beginnt, nachdem man den Lysefjord erreicht hat. An die 700m steht man darüber und es geht steil
in die Tiefe. Über ein Band gelangt man zu einem abgesetzten Felsturm, den Prekestolen. Hier fallen die Wände
senkrecht zum Fjord ab. Ganz geheuer ist das nicht mehr und so schleiche ich mich auf dem Bauch zur Kante, um
einen Blick in die Tiefe zu riskieren.
Für mich noch eindrucksvoller war die Wanderung hoch zum höchsten Punkt in der Nähe des Prekestolen, das
Neverdalsfjellet. Hat man ca. in einer halben Stunde von der Kanzel aus erreicht, dennoch ist man hier dann
ganz allein, was wohl daran liegt, dass es keinen offiziellen Weg hier hoch gibt. Belohnung ist ein Premium-Blick
über den ganzen Lysefjord, der wie eine überdimensionale Badewanne von diesem Standpunkt aus wirkt. Zur anderen
Seite reicht der Blick bis nach Stavanger und das offene Meer.
Kjerag (1002m)
Das Foto hat jeder schon mal gesehen, ein Typ steht auf einem Stein, der ziemlich luftig eingeklemmt hoch über einen Fjord
hängt. Okay, der Stein ist Norwegen. Soviel sei schon mal verraten ...
Es handelt sich dabei um den "Kjerag" und der Ausgangspunkt findet sich am Ende des Lysefjords, hoch über Lysebotn. Wer sich
zwischen Prekestolen und Kjerag entscheiden muss, dem sei meiner Meinung nach der Kjerag empfohlen. Die Gegend ist bei schönem
Wetter noch um einiges eindrucksvoller und die Felsen fallen noch schroffer zum Fjord ab. Am besten macht man natürlich beides.
Stützpunkte:
Lysebotn hat einen Campingplatz. Das Fjell oberhalb von Lysebotn ist aber auch ein wunderbarer Platz, um vom Jedermannsrecht Gebrauch
zu machen.
Route:
Okay, verlaufen mal wieder unmöglich. Zumindest bei schönem Wetter. Wenn es Nebel hat, rentiert sich die Sache allerdings eh
nicht. Bevor es in steilen Serpentinen nach Lysebotn runtergeht, klebt am Hang ein Aussichtsrestaurant. Dort beginnt der Weg
zum Kjerag. Pro Richtung sind vom Parkplatz bis zum Felsen ca. 2h zu veranschlagen. Es geht zweimal hoch und wieder runter,
bevor man schließlich ein Plateau erreicht hat und Richtung Felsen geht, der sich in einer Schlucht versteckt findet.
Speziell am Anfang ist der Weg mit Drahtseilen entschärft. Auf dem Plateau findet sich ein großer Steinmann mit Hinweisschildern.
Eines zeigt zum "Nestind", ein Aussichtspunkt den man nicht verpassen sollte. Das ganze ist eine dem Prekestolen ähnliche
Felskanzel, nur "höher, schneller, weiter ..." (s. Text unten). Geht man zuerst links zum Kjerag, gelangt man alsbald in die besagte Schlucht. Am
Ende hängt der Stein, der ganz leicht von der Fjordseite her zu erklimmen ist.
Charakter:
Speziell am Anfang führt der Weg über steilen, glattgeschliffenen Granit. Nicht jedermanns Sache, aber mit Drahtseilen entschärft.
Der Weg ist jedenfalls etwas anspruchsvoller als zum Prekestolen.
GPS:
Kjerag: N 59.03359° E 6.59340° (1002m)
Nestind: N 59.03619° E 6.59211° (974m)
Die Straße nach Lysebotn ist schon der Wahnsinn. Zuerst das menschenleere und fantastische Fjell, bis sich
mitten in der Landschaft ein Graben auftut, der Lysefjord. Der Straße fällt mehr oder weniger zum Fjord hinunter. Unzählige
Serpentinen, teils in Tunnels.
Nächster Tag, bei ordentlich Wind machen wir uns auf in Richtung dieses Felsblocks, der da so abenteuerlich über dem Fjord
hängt. Zunächst hat es einiges an auf und ab. Bevor man einen zu Granit erstarrten Gletscher erreicht, so schaut es zumindest
aus. Wenige Meter in eine Schlucht hinein und man sieht schon die Leute posieren. Ist schon ein spektakuläre Szenerie. Der
Kjerag hängt da eingekeilt zwischen den Schluchtwänden, darunter geht es lotrecht zum Fjord runter. Der Stein selber ist aber
einfach zu erklimmen und ja, es darf gepost werden.
Wenige Meter weiter streckt der Nestind seine steinige Nase in die Luft zum Fjord hinaus. Die Granitwände ringsum sind das
steilste was ich bisher gesehen habe. Ein Kilometer überhängende Granitfluchten direkt zum Fjord hinunter. Das ist dann langsam
auch die Liga, wo mich der Höhenschwindel überfällt, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Zurück am Parkplatz hatte die Kühltasche die Batterie unseres Autos entleert. Ein sehr hilfreicher Norweger half
uns wieder auf die Sprünge. Sonst hätten wir uns die Serpentinen nach Lyseboten wieder runterrollen lassen müssen ...
Name: Stephan
Datum: Friday 2022-08-12 20:02:05 Betreff: Antwort Pascal
Nachricht: Wir haben damals alles mit Kraxe gemacht. Aber wir waren auch sehr fit zu der Zeit. Es ist allerdings zu lange her, Details habe ich nicht mehr parat.
Viele Grüße,
Stephan
Name: Pascal
Datum: Thursday 2022-08-11 20:48:52 Betreff: Wandern mit Kraxe
Nachricht: Hi,
meine Frau, Tochter (13 Monate alt) und ich sind in westnorwegen unterwegs. Wir würden gerne zu Prekestolen und Kjerag wandern. Habt ihr die Touren mit Kraxe gemacht oder nur du allein? Wir kommen aus dem Allgäu und sind generell recht viel in den Bergen. Aber am Drahtseil absteigen mit der Kleinen auf den Rücken muss für uns nicht sein.
Danke für deine Einschätzung.
Liebe Grüße
Pascal
Kommentar hinzufügen
Hier könnt ihr Anmerkungen loswerden, welcher Art auch immer.
Regeln:
Bitte kein HTML verwenden (wird rausgefiltert). Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, falls sie nicht zum Thema passen, oder sonstwie
unsachgemäß sind.
www.sirdar.de
"Zugspitz? Grodaus!" Die großen Wettersteingrate und andere kleine Abenteuer