05.03.10 - 14.03.10, mit Flo und Woife
Eine Woche im Zelt rumgrateln, nicht waschen, nicht rasieren. Benzinkocher in Dauerreparatur, mit
nach Benzin stinkenden Händen aus rußverschmierten Töpfen Nudeln essen und hinterher Tee aus derselben Quelle
mit dem Aroma von
angebrannter Tomatensauce schlürfen. Im Sturm mitten in der Nacht vors Zelt scheißen und sich nachher wieder
in den klammen Schlafsack quälen. Sich dabei den eigenen kondensierten und anschließend gefrorenen Atem aufs
Gesicht rieseln lassen. Ein strammes Tagesprogramm mit 20 Kilometer täglich auf Skiern durch die Pampa,
Rucksackgewicht nicht unter 20kg. Dauerfön aus Westen.
MÄNNER, geil wars!
Damit ist die Zielgruppe schon mal grob umrissen. Richtig erkannnt, hier geht es um temporäre Zivilisationsflucht
von ein paar Mitdreißigern. Kurz,nah und vollständig ist das gleicher hinter Oslo möglich. Wem der Begriff
Hardangervidda nichts sagt, das ist ein riesiges Gebiet in Südnorwegen, zum Großteil Nationalpark und so weit ab
von Steckdosen, wie das in Europa nur möglich ist. Speziell im Winter, mit Ausnahme Ostern, springen hier
nur ein paar Schneehühner und eine Handvoll Skitouristen rum.
Unser Ziel war die Durchquerung dieser großartigen Hochebene auf der Route Haukeliseter - Finse. An Strecke kommen
da ca. 120km zusammen. Wenn schon Wildnis, dann mit Zelt, soviel war klar. Auch wenn es viele Hütten jeglicher
Couleur auf der Ebene gibt. Und ja, wir haben es geschafft!
Literatur:
Tonia Körner "Norwegen: Hardangervidda", Conrad-Stein-Verlag, 4. Auflage 2007
Konzentriert sich hauptsächlich auf Sommertouren, ingesamt jede Menge nützliche Informationen
Karte:
Wir hatten die norwegische Turkart im Maßstab 1:100000 mit Winterrouten im Gepäck. Die "Turkartmappe" Nr. 2214 deckt die
ganze Vidda mit zwei Blättern ab. Für Feinorientierung etwas grob, aber im großen und ganzen kommt man
damit durch.
Links: www.nsb.no (Norwegische Staatsbahn, Bergenbahn -> Reservierungspflicht, sollte man zeitig erledigen,
da die Bahn sehr beliebt ist, in Finse gibt es auch einen Bahnschalter) www.nor-way.no (Überlandbusse in Norwegen) www.turistforeningen.no (DNT, das norwegische Pendant zum Alpenverein)
Ausrüstung
Die alles entscheidende Frage betrifft natürlich gleich die Skier. Ich entschied mich für die "Fischer E99" mit Schuppen. Dazu
bastelte ich mir noch Kurzfelle (von der Länge etwas ausgedehnter als die Steigzone, ca. 1m), am vorderen Ende durch Umschlagen eine
Reepschnur eingeklebt, diese auf der Oberseite mit einem aufgeschraubten kleinen Haken aus dem Baumarkt befestigt, fertig.
Die Felle benötigte ich nur einmal an einer sehr steilen Stelle, den Rest kam ich mit Schuppen problemlos hoch.
Nächste Frage, die Bindung. Nach intensiver Suche, bin ich da auf die Silvretta 404 gestoßen. Die kommt eigentlich aus
dem alpinen Tourenbereich und ist schon etwas veraltet,
aber gebraucht immer noch sehr begehrt, da robust. Der große Vorteil, man kommt mit jedem Schuh, der ausgeprägte und stabile
Sohlenränder vorne
und hinten hat, in die Bindung rein. Drehpunkt ist auch nahe am Optimum. Und vor allem braucht man nicht schon wieder Spezialschuhe,
wenn man eh die ganze Palette an Bergschuhen im Keller stehen hat.
Für diese Kombination, mit der Übernachtungsoption "Zelt" wäre natürlich ein Schalenschuh perfekt gewesen. Hatte ich grad nicht,
dafür sehr leichte und v.a. weiche Tourenskistiefel von Dynafit, funktionierte auch. Blasen an den Füssen waren kein Thema.
Insgesamt war ich mit dieser Ski-Kombination sehr zufrieden. Ein Wachsski ist sicherlich bei guten Bedingungen schneller, aber
insgesamt ist man mit so einem Schuppenski schon ein paar Sorgen los und in der Summe über alle Schnee-Verhältnisse auch nicht
wesentlich langsamer. Wenn Geld keine Rolle spielt, würde ich mir aber trotzdem einen Ski von der norwegischen Firma Asnes mit
Kurzfellen besorgen. Damit wäre man dann doch noch ein Stück flexibler.
Das Patent vom Woife mit Alpinski und Kurzfellen, welches auch hervorragend funktionierte, soll er euch selber auf seiner Seite
(www.woife.org) vorstellen.
Nächste Frage, Kocher. Da kommt im Winter (leider) eh nur ein Benzinkocher in Frage. Mit 0.2l Benzin pro Tag und Person ist man
gut dabei.
Die Bodenplane legte ich dieses Mal nicht unter, sondern in das Zelt. Diese aus der Not geborene Idee ist eigentlich ein Geheimtipp für
das Wintercampen, da man somit eine absolut wasserdichte Schicht zwischen sich und des eh immer latent wasserdurchlässigen
Zeltbodens bringt. Am nächsten Morgen zieht man die Bodenplane raus und hat damit gleich den meisten Dreck ins Freie befördert.
Als weitere Unterlage verwendete ich eine leichte Therm-A-Rest, plus zusätzlicher Ridge-Rest, perfekt!
Orientierung, das muss jeder selber wissen, aber GPS ist da schon ein feine Sache. Die populärsten Winterrouten werden im
Winter kurz vor Ostern mit Weidenrouten im 10m-Abstand markiert. Den genauen Termin für diese Markierung erfährt man z.B. aus
der DNT-Mitgliedszeitschrift.
Letzte Frage Kleidung, sturmtauglich und bis zu einem Temperaturbereich von 0°C bis ca. -20°C, dann kann nix passieren.
Die Tour
Tag 1: Flug nach Oslo
So schnell gehts, nach zwei Stunden Flug spuckte uns der Flieger im tiefverschneiten und kalten Oslo aus. Unsere Gepäckgrenzen
hätten wir bei normalen Konditionen gnadenlos überschritten, aber dankenswerterweise nahm Lufthansa Skigepäck umsonst mit und
spendierte hierzu 15kg extra. Das große Fressen für die bevorstehenden Tage hatten wir zuhause schon eingepackt, Norwegen ist
immer noch kein Billigreiseland.
Nun galt es nur noch den Tag in Oslo rumzubringen. Das schafften wir anfangs locker durch plan- und zielloses Vorgehen, Stichwort
"Hühnerhaufen", bei den wenigen Dingen, die wir noch zu organisieren hatten. Als da wäre Benzin fassen und Gepäckfächer im
Bahnhof ausfindig machen und wo war nochmal dieses Klo. Nachdem wir uns gefangen hatten, wagten wir uns raus in die Stadt. Oslo
wächst und verändert sich wirklich rapide. Neueste bauliche Errungenschaft ist die Oper. Von weitem sieht das aus wie ein
weiterer dieser häßlichen Glas-Beton-Paläste. Bei näherer Betrachtung, äußerst gelungen!
Unser Bus nach Haukeliseter sollte erst um 22.30 Uhr losfahren. Viel Zeit, vor allem, wenn ein Bier nicht unter 10 Euro zu
bekommen ist. Irgendwann stiegen wir dann doch in unsere Expeditionskleidung und machten uns auf den Weg. In jeder anderen
großen Stadt hätten wir uns damit zum absoluten Gespött gemacht, oder wären mit einer Zirkustruppe verwechselt worden. Nicht
so im sportbegeisterten Oslo, da fällt man fast auf, wenn man keine Langlaufskier unter dem Arm klemmen hat.
Tag 2: Haukeliseter bis ca. 6km vor Hellevassbu
Pünktlich um 4.10 Uhr, morgens wohlgemerkt, spuckte uns der Bus bei der Haukeliseter aus. Diese ehemalige Alm hat sich zu einem für
Norwegen typischen Berghotel gewandelt. Ebenfalls sich nach Schlaf sehnende Schotten verrieten uns, wo ein Wartezimmer für all die
Busreisenden eingerichtet war. Mit großer Erleichterung packten wir unsere Isomatten aus und schlummerten noch ein wenig bis zum
Sonnenaufgang.
So Anfang März unterscheidet sich die Tageslänge nicht großartig zu Mitteleuropa, man kann schon gut mit mehr als 10h Licht rechnen.
Bei meinem ersten Kontrollgang, um das GPS auf Norwegen einzustimmen, lief ich gleich einen bärtigem Norweger in die Hände, der mir versicherte,
bei guten Bedingungen läßt sich unsere Strecke Haukeliseter - Finse auch in drei Tagen schaffen. Nun denn, nicht mit unseren prall
gefüllten Rucksäcken.
Dann kam der große Moment, wir legten los. Als Einstiegsprüfung galt es erstmal die durchschnittliche Höhe der Hardangervidda so um
die 1200m zu erreichen. Den ersten Tag hat man also das Gefühl nur bergauf zu gehen. Im Südwesten gibt sich die Vidda sehr hügelig,
für eine Pulka ist das kein gutes Gelände und so waren wir mit der Entscheidung, mit Rucksäcken die Sache anzugehen, doch sehr glücklich.
Zum Glück zeigte sich das Wetter von seiner freundlichen Seite, ein perfekter Tag, um die Durchquerung zu starten. Erste Lektion in
Norwegen, alles sieht nah aus, ist aber doch immer sehr weit weg. Tagsüber trafen wir nur einen Norweger, der mit Hundeschlitten unterwegs
war. Der Weg war noch nicht markiert, zum Glück hatten wir gute Sicht und der Weg verläuft meistens recht logisch durch die Täler. Aber
es gibt dann halt ein, zwei Stellen wo man trotz Kompass, Karte, GPS doch ganz schön am Grübeln ist, wie es denn nun weiter geht.
Die Zeit verging wie im Flug und am späten Nachmittag, nach einer endlosen Seenreihe, reichte es auch. Ein Zeltplatz mußte her. Mittlerweile
hatte starker Westwind eingesetzt, gar nicht so einfach einen wingeschützten Platz zu finden. Gelang uns auch nicht.
Tag 3: Nördlich von Hellevassbu in der Pampa
Die morgendliche Aufgabe bestand darin, die Hütte Hellevassbu zu erreichen. Luftlinie ein Klacks, in natura ganz schön anstrengend. Am
Ende vor der Hütte wartete dann schließlich eine Abfahrt. In der Hütte hatten sich die Schotten schon bequem gemacht, die sich hier
einen Ruhetag genehmigten. Wir nahmen den nächsten Pass unter die Skier. Die Winterroute unterscheidet sich zwischen den Hütten oft sehr
erheblich vom üblichen Sommerweg.
Abends hatten wir mit viel Wind zu kämpfen, eine windgeschützte Stelle wollte sich wieder nicht finden lassen. Also errichteten wir für unsere
Zelte schöne stabile Windmauern. Kaum war das Werk vollbracht, der Tempel einzugsbereit, drehte der Wind und so mußten wir
wieder eine unruhige Nacht überstehen.
Tag 4: Bismarvatnet
Dieser Tag stand erstmal unter dem Motto lerne dein GPS kennen. Sonne und Kompass sagten zwar eine andere Richtung an, aber ich vertraute dem
GPS. Glücklicherweise passte alles ziemlich bald gar nicht mehr zusammen und da fiel mir auch wieder ein, die erste Richtung die mein
Gerät anzeigt, ist nicht direkt auf das Gelände übertragbar, man muss erst ein paar Meter gehen, bevor die tatsächliche Richtung ausgegeben wird.
Okay, ein Kilometer Umweg. Aber schöne Sicht und eine Pulverschneeabfahrt ... ;-)
Für diesen Tag hatten wir uns vorgenommen die übliche, in der Karte eingezeichnete Winterroute doch etwas abzukürzen. Der Schlenker nach Litlos
war uns zu weit. Also direkt nach Norden. Nach einem großen See, gab das Gelände den Weg zunächst mal wieder selber vor. Ein breites Tal samt
einen Pass führte uns weiter zum Ziel. Der Wind aus Westen wurde im Laufe des Tages immer stärker, ein regelrechter Sturm. Wir kamen nun langsam
aus den Hügeln heraus und erreichten die zentrale Hochebene der Vidda. Im Westen stauten sich die Wolken noch etwas, vor uns fegte der Wind
Schnee über die weiten Ebenen, ein fantastisches Bild!
Wir erreichten einen langgestreckten, fjordähnlichen See, den wir der Länge nach überquerten. Ein Highlight dieser Tour! Für die Zelte fand sich
dieses Mal auch ein Stein, der uns etwas Schutz bot.
Tag 5: Langavatnet
Noch ein kleiner Pass, bei dem wir zum ersten Mal die gewaltige Gletscherkappe des Hardangerjokulen sahen, dann hatten wir einen sehr großen See
(Nordmannslagen) erreicht. Die Wintermarkierungsarbeiten waren bis hierhin vorangeschritten. Weidenrouten leiteten uns über den See zur Sandhaug-Hütte. Dem zentralen
Stützpunkt auf der Vidda. Danach steckten die Weidenrouten im 10m-Abstand, links und rechts eine Motorschlitten-Spur, das GPS hätte man nun auch
getrost wegpacken können.
Das Gelände um uns rum wurde ziemlich konturlos, ein weite weiße Ebene in jede Richtung, in die man schaute. Arktische Weiten ist wohl die
beste Umschreibung. In der Ferne sahen wir einen Haufen von Steinen. Eine Stunde später. Die Steine wurden größer, das sind ja Häuser! Zwei Stunden später
bauten wir neben einem kleinen Dorf von Jagdhütten unser Zelt auf. Die Abendstimmung war perfekt, ein Hügel hielt den ärgsten Wind ab, der in der
Nacht immer mehr zulegte.
Tag 6: Dyranut
Morgens ahnte man schon, das Wetter wird nicht gut werden, aber noch konnte man zumindest etwas sehen. Der Wind fegte einen von links aus den Latschen,
wenn man nicht aufpasste. Das Vorankommen wurde ziemlich mühevoll. Bald schlossen sich die Wolken um uns herum und da hatten wir es: White-Out.
Jetzt waren wir um die Weidenrouten im 10m-Abstand sehr froh, sonst wäre es von der Orientierung her sicher sehr kompliziert geworden.
So schlugen wir uns durch das Nichts bis zur Straße durch, die die Hardangervidda in eine Nord- und Südhälfte teilt.
Ziel war dort die Touristenhütte Dyranut. GPS-Punkte hatte ich mir vorher aus Google-Earth rausgeklickt, zum Großteil stimmten die erstaunlich
gut mit den tatsächlichen Positionen überein. An der Stelle gab es dann doch eine Abweichung von gut 200m, was mich etwas erschreckte. Die
Nebel lichteten sich kurz und die Hütte war nicht 200m hinter uns, sondern 20m direkt vor der Nase.
Die Dyranut hatte noch zu und den einzigen Schutz vor dem garstigen Wind bot die Hausrückwand, weshalb wir kurzerhand beschlossen in einer Hausnische
unser Zelt aufzubauen, was so ja eigentlich nicht erlaubt ist, uns aber auch herzlich egal war, um ehrlich zu sein. Wenn wir dann vom Zelteingang durch
ein Fenster ins Innere schauten, blickten wir direkt auf den Kamin. Schon fies. Wobei die Temperaturen sich eigentlich die ganze Tour über sehr
erträglich gaben. Tagsüber immer knapp unter dem Nullpunkt, in der Nacht maximal -10°C. Der ständige Westwind brachte uns die Wärme des nahen Golfstroms.
Die Straße mit der Nummer 7 war für den Individual-Verkehr eigentlich noch gesperrt. Monstermäßige Schneefräsen hielten den Weg dennoch frei und immer
wieder donnerten Konvois mit Fräsen und Lastwagen an uns vorbei.
Tag 7: Kjeldebu
Der nächste Tag brachte keine Wetterbesserung. So wollten wir eigentlich ausharren. Das wurde uns aber doch zu langweilig und so beschlossen wir, wenigstens
die paar Kilometer bis zur nächsten Hütte, Kjeldebu, zu laufen. Mit Weidenrouten-Markierung war das trotz Mistwetter gut möglich. Zwischendurch fing es
sogar an zu regnen und die Skier stollten. Die Hütte hatte ihren regulären Betrieb noch nicht aufgenommen und fungierte noch als reine Selbstversorgerhütte.
Vor uns hatten schon zwei andere Deutsche den Ofen angeschmissen und so konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, die nächste Nacht mit festem Dach
über dem Kopf zu verbringen.
Das norwegische Hüttensystem hat schon was für sich, die Selbstversorgerhütten werden den Winter über mit Lebensmitteln versorgt, aus dem sich jeder, gegen
Bezahlung natürlich, verpflegen kann. Der eigene Raum hierfür in der Kjeldebu glich einem Supermarkt. Erstaunlicherweise scheint es zu wenig Mißbrauch dieser
Einrichtung zu kommen. In Mitteleuropa würde das so sicherlich nicht funktionieren.
Tag 8: Fast in Finse
Der Blick vor die Tür offenbarte noch immer Schneetreiben. Gut erholt starteten wir trotzdem und siehe da, sobald wir endgültig in den Windschatten des
Hardangerjokulen gerieten kam die Sonne wieder raus und es wurde ein fantastischer Tag. Im Bereich der Dyranut-Hütte fällt die Hardangervidda relativ
unvermittelt und steil zum Eidfjord ab. Rein geographisch gleicht das einem Trichter, uns erschien es so, als ob es die letzten Tage die Nebelsuppe einfach
durch diesen Trichter vom Fjord hochgedrückt hätte. Mit einem großen Hindernis zwischen sich und dem Fjord war der Spuck wieder vorbei.
Für mich war dies die schönste Etappe auf der Durchquerung. Wir erreichten über einen Pass wiederum einen langgestreckten See. Von dort gab es nun zwei
Varianten, außenrum über eine Seenreihe, oder kürzer, aber nicht unbedingt schneller, unmittelbar am Gebirgsstock des Hardangerjokulen entlang. Bei dem Wetter
entschieden wir uns für Variante 2. Die Szenerie wurde mit jedem Meter hochalpiner und bald bekamen wir auch einen Ausläufer des riesigen Plateaugletschers
zu Gesicht. In einem kleinen Seitental galt es einen Steilabbruch zu überwinden, ca. 200Hm. Dies war auch das einzige Mal, wo auch ich auf meine Schuppenski die
Kurzfelle aufzog. Darüber folgte eine lange Querung durch kleine Nebentäler, bevor es schließlich in das Becken runterging, in dem auch Finse liegt. Dies
hätten wir an dem Tag auch noch gut erreichen können. Aber Übernachtung kostet in Norwegen mehr als anderswo, weswegen wir es vorzogen vier Kilometer vor Finse
das Zelt aufzustellen. Problem mal wieder, ein guter windgeschützter Platz war nicht zu finden und so bastelten wir die Zelte hinter einem Stein.
Dabei erwischte ich genau die Zone, in der es hinter dem Stein zu Verwirbelungen kam, mit dem Kuriosum, dass mein Zelt nun von links und rechts gleichzeitig
Wind und Schnee abkam. Es wurde also eine ungemütliche Nacht. Kochen in der Apsis war aufgrund des darin wütenden Wirbels
nicht möglich, also startete ich das Experiment Kochen
im Zelt mit Benzinkocher. War spannend, aber das Zelt hielt der Befeuerung zum Glück stand.
Tag 9: Tatsächlich in Finse
Absolutes Schmankerl wäre es gewesen, von Finse aus noch auf den Hardangerjokulen zu laufen. Aber bei dem Wetter mit viel Wind und wenig Sicht zogen nur hartgesottene
Norweger los. Wir schauten, dass wir uns so schnell wie möglich in die Finsehytta verkriechen konnten. Nach einer Woche Unhygiene war die Dusche unser erster
Anlaufpunkt, bevor wir es uns im Wintergarten der urigen DNT-Hütte gemütlich machten und dem Treiben auf dem See, an dem Finse liegt, zusahen. Kiten ist hier der
Sport, dem die Massen frönen und dazu hatte es grad die richtigen Bedingungen.
Nachmittags besichtigten wir noch Finse, was schnell erledigt war, gibt ja quasi nur den Bahnhof und ein Hotel. Interessant ist allerdings noch das Eisenbahnmuseum, für
das uns der Schalterbeamte am Bahnhof die Schlüssel aushändigte. Hier stehen noch zwei alte Locks mit enormen Schneefräsen vorne dran.
Doch das Ziel dieses Tag war eigentlich nur das Abendessen. Als alter Norwegen-Fuchs wußte ich gleich, auf DNT-Hütten immer
das volle Menu nehmen, koste es was es wolle. Meine sparsamen Mitstreiter legten dann schließlich auch noch etwas Geld auf den Tisch,
um mit dem Spruch "Ein bisschen Apetit hätte ich ja schon noch" gewaltige Portionen Nachschlag zu verdrücken.
Tag 9:
Blieb nur noch die Rückfahrt. Die Bergenbahn brachte uns zurück nach Oslo. In einer spontanen Aktion hatten wir von der Kjeldebu via Handy und "Verbindungsfrau"
in der Heimat noch Tickets reserviert. Morderne Zeiten, aber der Aufwand war nötig, da die Bahn komplett ausgebucht war und ohne Reservierung nichts geht.
In Oslo funktionierten wir den Raum mit den Gepäckfächern wieder kurzerhand zur Umkleidekabine um und so ging es einigermaßen zivilisiert zurück in die Heimat.
In Erinnerung bleiben dann nur noch 0.6l Bier für zehn Euro am Flughafen von Oslo. Mein teuerster Gerstensaft bis dato.
GPS
Jawohl ihr Technik-Freaks da draußen, darauf habt ihr gewartet. Unsere Route stichpunktartig mit GPS-Punkten (UTM Positonsgitter,
Kartendatum WGS 84, alle Punkte liegen in der Zone 32V):
Achtung! Ich habe die von mir gemessenen Punkte eingetragen und mehr oder weniger direkt in Google-Earth zum Pfad verbunden.
Die Google-Earth-Datei dient also allenfalls zur Übersicht, keinesfalls ist sie für Feinorientierung tauglich. Nicht, dass noch
jemand in einen See fällt und ich bin schuld ...
Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
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